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Amazonas-Aktivisten prangern Ausbeutung und EU-Entscheidung an

Kirchenvertreter aus Lateinamerika warnen in Mainz vor den Folgen der globalen Gier nach Öl und Gas. Sie kritisieren auch die EU-Entscheidung zu Lieferketten und fordern mehr Schutz für indigene Gemeinschaften.

Einen globalen Stopp der Nutzung von Öl und Gas sowie eine gerechtere Wirtschaft zum Wohl der Menschen fordern christliche Vertreter Lateinamerikas. Als einen Rückschritt bezeichnete der brasilianische Bischof Vicente Ferreira am Donnerstag in Mainz die jüngste Entscheidung des EU-Parlaments, die Regeln zu Lieferketten aufzuweichen. Die Reichtümer des Amazonas seien zugleich für die vielfache Armut der Menschen verantwortlich. So bedrohe die Ölförderung für die globale Energienachfrage die Heimat indigener Menschen. Er sprach von wirtschaftlichen Übergriffen auf die Region.

Die Ordensfrau Elis dos Santos, die dem indigenen Volk der Mura angehört, berichtete von den Demonstrationen während der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belem. “Wir wollen Teil der Lösung sein, deshalb haben wir dort protestiert.” Das Amazonas-Gebiet sei nicht nur eine Ressource für die Weltwirtschaft: “Es kann keine Klimagerechtigkeit geben, ohne eine territoriale Gerechtigkeit.” Es gelte anzuerkennen, dass es Menschen gebe, die in dem ressourcenreichen Gebiet leben.

Auch dos Santos kritisierte das Lieferketten-Votum des EU-Parlaments. Das Parlament hatte die Auflagen für Unternehmen abgeschwächt, soziale und Umweltauflagen zu garantieren. “Das stimmt traurig, denn das schlägt auf uns zurück”, sagte die Ordensschwester. Erforderlich sei stattdessen ein besserer Schutz von Menschen, die für andere Staaten Produkte lieferten, anbauten oder produzierten. Sie sprach von einer kulturellen Auslöschung infolge des aktuellen globalen Wirtschaftsmodells.

Zu mehr Umwelt- und Klimaschutz rufen die katholische Kirche und die kirchliche Entwicklungsorganisation Adveniat bei ihrer Weihnachtsspendenaktion 2025 auf. Mit ihrem Appell “Rettet unsere Welt – Zukunft Amazonas” geht es um die Unterstützung von Menschenrechtlern und Projekten zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes, wie auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betonte.

Er rief dazu auf, sich an die Seite jener Menschen zu stellen, die oft unter Einsatz des eigenen Lebens für die Bewahrung des Amazonas “als gemeinsames Haus und als globale Grundlage für zukünftige Generationen einstehen”. Die Frage der Gerechtigkeit sei kein rein brasilianisches Problem, sondern ein Thema für den gesamten Globus. Denn auch Migration und die Frage von Krieg und Frieden seien damit verbunden.

Adveniat-Chef Martin Maier kritisierte die jüngsten Ergebnisse der Weltklimakonferenz. “Besonders die ärmeren Staaten werden von den Verursachern des menschengemachten Klimawandels, den reichen Industriestaaten, auch weiterhin buchstäblich im Regen stehen gelassen.” Als ermutigendes Signal würdigte Maier, dass rund 80 Staaten einen Fahrplan zum Ausstieg aus Kohle und Erdöl vorlegten.

In der Vorweihnachtszeit und in den Weihnachtsgottesdiensten rufen die Kirchen traditionell zu Spenden für Hilfsprojekte weltweit auf. Dabei kommen Spendensummen in Millionenhöhe zusammen. Eröffnet werden die Aktionen am ersten Advent.

Neben dem Auftakt von Adveniat in Mainz startet die evangelische Aktion in Karlsruhe. Die Hilfsorganisation “Brot für die Welt” befasst sich dabei mit den Themen sauberes Wasser, Ernährungssicherheit und Klimagerechtigkeit.