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Adveniat-Chef Maier: Unser Lebensstil ist nicht länger vertretbar

Klimagipfel ohne Mut. Hilfswerk Adveniat kritisiert verpasste Chancen in Brasilien und stellt den Lebensstil der Industriestaaten infrage. Um Klimafragen geht es auch in der neuen Weihnachtsaktion ab Sonntag.

Nach den vielen Reden bei der Weltklimakonferenz am Amazonas müssen konkrete Taten folgen, fordert Martin Maier, der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Dazu müsse sich auch das Konsumverhalten in den Industrieländern ändern, mahnte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Unser Lebensstil ist nicht länger vertretbar.”

Konkret bedeute dies, dass auch die Menschen in Deutschland “weniger Öl und Gas verbrauchen, weniger Müll verursachen und weniger Fleisch essen”, fügte der Jesuit hinzu: “Denn die Länder des Nordens tragen die Hauptverantwortung für den Ausstoß von Treibhausgasen, während die Länder des Südens am stärksten darunter leiden.”

Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz von Belém beurteilte Maier kritisch: “Enttäuscht bin ich darüber, dass kein verbindlicher Ausstieg aus den fossilen Energieträgern vereinbart werden konnte. Außerdem wurde die Finanzierungsfrage nicht klar geregelt. Es ist zwar von 125 Milliarden Euro die Rede, die von wohlhabenden Ländern in den globalen Süden fließen sollen für Klimaanpassung und ökologische Transformation, aber das wann und wie bleibt völlig offen.”

Immerhin, so Maier weiter, hätten sich 82 Staaten zu einer “Koalition der Willigen” zusammengeschlossen, um weitere und konkretere Schritte zu planen: “Positiv hervorheben möchte ich den von Brasilien initiierten Regenwaldfonds, der Länder entschädigen soll, die auf die Abholzung von Regenwald verzichten. Das ist ein innovatives Beispiel für neue Initiativen, die zum Klimaschutz beitragen könnten.”

Um Klimaschutz und Gerechtigkeit geht es auch bei der diesjährigen bundesweiten Weihnachtsaktion von Adveniat, die am Sonntag in Mainz eröffnet wird. Damit wolle man “das Bewusstsein stärken, dass der Amazonas lebenswichtig für alle ist, der es auch wert ist, dass wir unseren Lebensstil ändern”.

Maier wehrte sich gegen die Kritik, Kirche sei viel zu politisch und solle den Glauben vermitteln, aber nicht über Tempolimit, Fleischkonsum und Klimaschutz predigen: “Diese Haltung ist falsch. Ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und Glaube gehören untrennbar zusammen. Die Option für die Armen steht im Zentrum unseres Glaubens.” Kirche habe eine ethische Verpflichtung, sich für diese Themen einzusetzen.