Die Stadt Memmingen will den 500. Geburtstag der „Zwölf Artikel“ in diesem Jahr mit einem „Fest der Freiheit und des Miteinanders“ feiern. Die Besucher sollen mit zahlreichen Veranstaltungen, die über das ganze Jahr verteilt angeboten werden, Einblicke in die Welt von 1525 erhalten, teilten die Allgäu GmbH und der Kulturmanager der Stadt Memmingen, Alexander Schöttle, bei der Programmpräsentation auf der Urlaubsmesse CMT am Montag in Stuttgart mit. Auch die Bezüge zur Gegenwart sollen dabei hergestellt werden: Denn auch heute strebten Gesellschaften nach mehr Freiheit und Gerechtigkeit. Außerdem habe der Bauernkrieg Spuren für das Fundament der Demokratie in Deutschland hinterlassen.
Präsentiert werden im Gedenkjahr den Angaben zufolge Lichtinszenierungen, interaktive Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Lesungen, Vorträge, Open-Air-Kinonächte und Konzerte. Ein Höhepunkt ist die Bayernausstellung „Projekt Freiheit – Memmingen 1525“ des Hauses der Bayerischen Geschichte, die vom 16. März bis 19. Oktober im evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Memmingen stattfindet. Am 24. Mai soll es eine Kulturnacht geben, am 5. Juli dann ein Fest der Kulturen. Den Abschluss des Festjahres markiert die Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Memminger Freiheitspreises am 3. Oktober an den früheren Trainer des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, Christian Streich.
Auch die evangelische und die katholische Kirche wollen sich an dem Gedenkjahr beteiligen. Denn der Bauernkrieg sei Teil der reformationsgeschichtlichen Epoche und die „Zwölf Artikel“ trügen eine christliche Handschrift, sagte der evangelische Memminger Dekan Christoph Schieder dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am 20. Februar gebe es ein interreligiöses „Glaubensgespräch“ mit dem früheren Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der früheren Bundesministerin und Vatikan-Botschafterin Annette Schavan und dem Penzberger Imam Benjamin Idriz.
Am 15. März, einen Tag vor Eröffnung der Bayernausstellung, soll es in der evangelischen Martinskirche einen Empfang geben, zu dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet werden. Außerdem sollen im Laufe des Gedenkjahres die historischen Orte zu den „Zwölf Artikeln“ präsentiert werden, sagte Schieder weiter. Dazu zählen etwa die Martinskirche als Ort der Reformation, das Wohnhaus des Theologen Christoph Schappeler, der 1513 nach Memmingen gekommen war und dort den Reformationsprozess einläutete, und das Kramerzunfthaus, wo die „Zwölf Artikel“ formuliert wurden.
Die „Zwölf Artikel“, die Anfang März 1525 während des Bauernkrieges verfasst wurden, gelten heute nach der Magna Charta von 1215 als eine der frühesten schriftlichen Forderungen nach Freiheitsrechten in Europa. Verfasst wurden sie bei einem Treffen aufständischer Bauern in der Memminger Kramerzunftstube. Dabei schlossen sich die Bauern zu einer „Christlichen Vereinigung“ zusammen und formulierten die „Zwölf Artikel“. Dank des Buchdrucks und einer Auflage von 25.000 Exemplaren wurden die Forderungen im ganzen Reich bekannt.
Die „Zwölf Artikel“ tragen auch eine starke reformatorische Handschrift: Als Mitverfasser werden der Memminger Laienprediger und Reformationsbefürworter Sebastian Lotzer sowie der Theologe Christoph Schappeler vermutet. (00/0169/20.01.2025)