Die Pläne aus der Politik, 3sat und Arte zusammenzulegen, haben die Sender kalt erwischt. 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau über Sinn, Unsinn und laufende Verträge.
Dass die angekündigte Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht ohne Empörung über die Bühne gehen würden, war abzusehen. Insbesondere die Einsparung ganzer Sender erhitzte schon die Gemüter, bevor überhaupt bekannt war, welche Sender es treffen soll. Seit der vergangenen Woche ist nun klar: Die Verantwortlichen in der Medienpolitik halten 3sat für verzichtbar. Der Sender soll im deutsch-französischen Projekt Arte aufgehen.
Ein Vorschlag, der bei 3sat viele überrascht hat, berichtet Natalie Müller-Elmau, verantwortliche Koordinatorin für den Sender im Mutterhaus ZDF. Für eine Zusammenlegung fallen ihr gleich mehrere Hindernisse ein.
Es hat uns überrascht, dass muss ich schon sagen. 3sat und Arte sind ja beide bisher klar durch den laufenden Medienstaatsvertrag beauftragt. Und wir machen beide mit unserem Programmangebot den Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags aus. Genau wie Arte ist auch 3sat zudem ein internationaler Sender, bei dem die deutsche Seite nur ein Partner ist – und auch Österreich und die Schweiz mitzureden haben.
Müller-Elmau: Es sind ja in allen drei 3sat-Ländern gerade aufregende Zeiten, politisch und besonders mit Blick auf die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das hat uns in unserem “Drei-Länder-Gedanken” nochmals sehr bestärkt, weil es überall diese Tendenzen gibt, sich mehr national zu orientieren. Da ist unser Blick über die Grenzen hinaus aktueller und wichtiger denn je. Dieser internationale Gedanke hat vor genau 40 Jahren zur Gründung von 3sat geführt.
Müller-Elmau: Mir fehlt ehrlich gesagt die Fantasie, was sich da jetzt genau gedacht wurde. Wir haben genug Programm für 24 Stunden am Tag – das gilt für Arte genauso. Wie eine Integration oder Teilintegration da aussehen sollte, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Es würden einfach jede Menge Inhalte wegfallen, die den Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags ausmachen. Das muss allen Beteiligten klar sein, und darüber sollte man sich jetzt wirklich mal Gedanken machen.
Müller-Elmau: In der Tat ist das die Frage. 3sat und Arte sind in der bisherigen Konstellation doch extra so aufgestellt, dass wir uns ergänzen und eben nicht überschneiden. Wir konzentrieren uns ausdrücklich auf den deutschsprachigen Fokus, den einheitlichen Sprachraum. Das wäre eine irre Verschiebung, jetzt den ganz großen europäische Kontext anzupeilen. Dabei muss man sich auch im Klaren sein, dass durch so eine Verschiebung die Stimme deutschsprachiger Kultur und Wissenschaft an Kraft verlieren würde.
Müller-Elmau: Das ZDF ist hier der Federführer, ich bin selbst ja auch ZDF-Mitarbeiterin. Und ZDF-Intendant Norbert Himmler hat am letzten Freitag im Fernsehrat sehr eindeutig sein Bekenntnis zu 3sat abgelegt. Wir haben volle Rückendeckung und beobachten mit Spannung, was da noch kommt.
Müller-Elmau: Das ist Sache der ZDF-Geschäftsleitung, da mischen wir uns nicht ein. Wir beschäftigen uns mit dem Programm.
Müller-Elmau: Wir reden jetzt natürlich sehr viel mit Menschen, die mit unserem Programm, unseren Inhalten zu tun haben. Da spüre ich eine große Rückendeckung, weil unsere Leistung für Demokratie, Kultur und Wissenschaft sehr wertgeschätzt wird. Vielleicht sind wir jetzt an einem Punkt, wo sich die Gesellschaft noch mal klarer darüber wird, was sie an einem Sender wie 3sat hat. Wir erleben gerade eine große Welle der Sympathie.
Müller-Elmau: Wir sind alle Überzeugungstäter. Von daher gehe ich davon aus, dass es 3sat weiterhin gibt und wir diesen wunderbaren Dreiländersender weiterführen können. Bei unserem Fokus auf Kultur und Wissenschaft dürfte auch der Kipp-Punkt vom linearen ins non-lineare später kommen als bei anderen Sendern. Von daher gehe ich davon aus, dass wir auch 2028 noch linear beauftragt sein werden.
Müller-Elmau: Es gibt bindende Verträge, bei Arte ist das ein internationaler Staatsvertrag zwischen Frankreich und der Bundesrepublik, die Grundlage von 3sat ist ein Vertrag zwischen den vier beteiligten Sendern ZDF, ORF, SRG und ARD. Diese Verträge laufen.