Artikel teilen:

30 Jahre Wiederöffnung des Berliner Doms

Am 6. Juni 1993 wurde das Berliner Wahrzeichen feierlich wieder­eröffnet.

Der Berliner Dom bekommt eine Baustelle
Der Berliner Dom bekommt eine Baustelleepdbild / Heike Lyding

Der Dom im Herzen Berlins ist nicht nur ein beeindruckendes Wahr­zeichen der Hauptstadt. Die große evangelische Kirche am historischen Lustgarten ist auch „Ausdruck der Geschichte und eines vielfältigen geistlichen Lebens“. Das stellte der ehemalige Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge, vor fünf Jahren fest, als die 25. Wiederkehr der Eröffnung des Doms gefeiert wurde.

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war dem sakralen Bauwerk lange ein trauriges Dasein ­beschert. Am 6. Juni 1993 ist das ­Gebäude schließlich feierlich wieder­eröffnet worden. Im Juni 2023 jährt sich das Ereignis zum 30. Mal. „Eine Feier gibt es in diesem Jahr nicht“, sagt Pressesprecherin Eva Hepper.

Reges Gemeindeleben

Das Gemeindeleben ist weiterhin von Vielfalt und regem Interesse durch Menschen aus nah und fern geprägt. Das ist besonders er­freulich, da in den drei Jahren mit Pandemie und Schließungen nicht nur die Besucherinnen und Besucher ausblieben, sondern auch der größte Teil der Einnahmen. Neben den Ausgaben für Instandhaltung und Restaurierung kostet die Unterhaltung des Doms täglich etwa 14000 Euro. Dieser Betrag werde zu 95 Prozent vom Dom selbst erwirtschaftet werde, teilte im Dezember 2022 der damalige Dom-Geschäftsführer Jan Kingreen mit.

Als Höhepunkt im „Gemeinde­leben nach Corona“ nennt Pressesprecherin Hepper den Tag der offenen Tür, der am ­25. Februar 2023 „riesige Resonanz“ fand. Dabei wurden kostenlose ­Sonderführungen und Workshops angeboten. Den Berlinerinnen und Berlinern sei der Dom mit seiner mächtigen Kuppel, dem goldenen Kreuz und den vier Türmen als Wahrzeichen der Stadt bekannt. Zigtausende Touristinnen und Touristen reisen hierher, um ihn zu ­besichtigen oder in der Kirche ­Andacht zu halten. Aber wer weiß schon, was hinter den dicken Mauern geschieht und welche Geheimnisse sich hinter Altarschranke und Kaiser-Empore, in der Hohen­zollerngruft und auf der Kuppel verbergen? Wie probt die Dom­kantorei und wo arbeiten die Domprediger?

Für alle Menschen offen

Das alles interessierte zahlreiche Menschen. Sie konnten sich an dem Tag der offenen Tür in diesem Jahr ein Bild vom Dom als lebendigem Ort des christlichen Glaubens mit einer eigenen Gemeinde machen. Derzeit gehören etwa 1700 Frauen, Männer und Kinder der Gemeinde an – mit steigender Tendenz. „Die Dom­gemeinde ist eine Personal­gemeinde“, ist auf der Webseite des Berliner Doms zu lesen. Das bedeutet, dass jeder evangelische Christ und jede evangelische Christin, die in Berlin und Umgebung wohnen, Mitglied der Gemeinde werden kann. Wer einen Aufnahmeantrag stellt, wird freundlich zu einem Kennenlerngespräch mit einem der Domprediger ein­geladen.

Dompredigerin Petra Zimmermann und Domprediger Michael Kösling
Dompredigerin Petra Zimmermann und Domprediger Michael KöslingSabine Meißner

Der Dom ist also heute nicht mehr wie einst einer kleinen Gruppe der Herrschenden vorbehalten, sondern ist eine Kirche, die für alle offen ist. Das Leitungsgremium des Berliner Doms heißt Domkirchenkollegium (DKK). Ihm gehören acht Personen an, die Mitglieder der ­Gemeinde sind und von dieser für jeweils sechs Jahre gewählt werden. Sie arbeiten ehrenamtlich.

Zum DKK gehören auch zwei Domprediger und je eine Vertreterin oder ein Vertreter der Union Evangelischer Kirchen (UEK), der Landeskirche (EKBO), der Bundes­regierung und des Berliner Senats. In mehreren Ausschüssen bearbeiten sie verschiedene Themen.

Abschied und Neuanfang

Zehn Jahre lang war Michael Kösling Domprediger. Im Herbst wird er als Pfarrer zur Evangelischen Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder wechseln. Er ist bekannt und beliebt in Berlin und schaut seinerseits „auf zehn Jahre am Berliner Dom zurück und auf Menschen, die leidenschaftlich und liebevoll für diesen Ort gearbeitet haben“. Kösling bezeichnet den Dom als einen „Ort, an dem gut voneinander und von Gott gesprochen wird“.

Domprediger Stefan Scholpp
Domprediger Stefan ScholppBerliner Dom

Am 18. Juni wurde im 10-Uhr-­Gottesdienst Pfarrer Kösling im Dom verabschiedet. Seinen Platz am Dom nimmt Stefan Scholpp ein, der seit 1. März Domprediger ist. „An diesem Haus zu wirken, ist so anspruchsvoll wie verlockend“, betont der 56-Jährige. Er kam von Mannheim nach Berlin und betrachtet die Feier der Gottesdienste und Andachten als einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Daneben wolle er sich in die Entwicklung touristischer Angebote einbringen, Dialogformate mit Kunst- und Kulturschaffenden stärken und die Vernetzung von Gemeinde- und Citykirchenarbeit verbessern helfen.

Ehrenamtliche gesucht

Wer ehrenamtlich in der Dom­gemeinde mitwirken möchte, kann sich in verschiedenen Gruppen einbringen, etwa bei den Führungen im Dom, den Dombläsern, der Kantorei, im Besuchsdienst oder Glaubenskurs, bei der Ausgestaltung des Kirchenkaffees oder für Kinder­gottes- und Taizé-Gottesdienste sowie bei Brot-und-Wein-Gesprächen. Interessierte können sich bei der Domkantorei melden.

Im Juli und August findet der Musiksommer am Berliner Dom statt. Jeweils freitags um 20 Uhr erklingt die berühmte Sauer-Orgel (Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro). Am 1. Juli, 20 Uhr, findet ein Chorkonzert mit dem neuen Kammerchor der Berliner Domkantorei in der Predigtkirche statt, Eintritt frei.

Weitere Termine und Tickets unter www.berlinerdom.de