„Was Lucas schafft, es erglänzt herrlich in strahlender Pracht.“ Der rühmende Ausspruch des Theologen Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, aus dem Jahr 1509 steht am Eingang der Ausstellung „Meister – Marke – Moderne“ zum Werk des bedeutenden Renaissance-Malers Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) im Museum Kunstpalast in Düsseldorf.
Unter den gut 200 Exponaten sind zahlreiche Ölgemälde aus allen Schaffensperioden des Jahrhundertmalers und Freundes von Reformator Martin Luther zu sehen. Das Haus, das nur über zwei Ölgemälde Cranachs sowie über etliche Holzschnitte verfügt, hat aus allen wichtigen Museen der Welt Leihgaben zur Verfügung gestellt bekommen. Die Schau ist bis zum 30. Juli in dem Haus am Rheinufer zu sehen.
Kirchenverständnis im Sinn der Reformation
Den Ausstellungsmachern ging es dabei nicht darum, „nur eine weitere Cranach-Ausstellung“ auf die Beine zu stellen, wie der Kurator und Generaldirektor des Hauses, Beat Wismer, berichtet. Die gemeinsam mit zwei Mit-Kuratoren präsentierte Schau sei „zwischen Luther und Venus“ angesiedelt. Lucas Cranach der Ältere hat laut Wismer mit neuartigen Bildfindungen, sinnlichen, teils lebensgroßen Aktdarstellungen und Bildern zum protestantischen Glauben die Renaissance in Deutschland geprägt, wie kaum ein anderer Maler.
Lucas Cranach der Ältere habe mit der Reformation „neue, wichtige Themen in die Kunstgeschichte eingeführt“, ist Wismer überzeugt. Die Ausstellung präsentiert zudem laut dem Kurator „noch nie zuvor gezeigt“, wie sich zeitgenössische Künstler des Expressionismus sowie solche der Moderne mit Cranach dem Älteren auseinandergesetzt haben.
Mit dem frühen Bild einer lebensgroßen nackten Venus hatte der Maler bereits 1509 eines seiner großen Themen gefunden. Noch bemüht er mit der Gestalt des kleinen Cupido die Mythologie als Verbrämung. Solche Skrupel wird er bei späteren Akt-Darstellungen ablegen. Das Werk stammt aus der Sankt Petersburger Eremitage. Zu sehen ist auch das Gemälde „Christus und die Ehebrecherin“ aus Budapest von 1532.
Das eigentliche Frühwerk Cranachs ist nicht bekannt. Er trat erstmals um 1500 herum künstlerisch in Erscheinung in Wien. Wenige Jahre später siedelte er nach Wittenberg über, als neuer Hofkünstler im Dienste von Friedrich dem Weisen. Dort wird er nach Angaben der Ausstellungsmacher „bildgebende Triebfeder“ auch im Sinn der Propaganda für Martin Luthers reformatorische Gedanken.
In Wittenberg verschafft das Privileg, Luther portraitieren zu dürfen, dem findigen Maler und Geschäftsmann Cranach so viele Aufträge, dass seine Werkstatt zu einer der mächtigsten und größten Bildmanufakturen der Reformationszeit aufsteigt. Für keinen anderen Künstler sitzt Luther Modell. In der Schau ist unter anderem der Holzschnitt von 1522 zu sehen, der Luther als „Junker Jörg“ zeigt. Zudem gibt es zwei farbige kleine Kapselbildnisse von 1525 von Luther und Katharina von Bora, sowie diverse Bilder, die Luther als Augustinermönch zeigen.
In dem Kapitel zur Reformation hat die Düsseldorfer Ausstellung tatsächlich Neues und bisher in Deutschland nicht gezeigte Raritäten zu bieten. Etwa zwei großformatige Tafelbilder aus dem Nationalmuseum in Stockholm: „Die Speisung der Fünftausend“ und „Der Abschied der Apostel“. Im letzteren Bild verleiht Cranach einem der Apostel die Gesichtszüge von Philipp Melanchthon und manifestiert damit sein Kirchenverständnis im Sinn der Reformation.
Cranach inspirierte Künstler der Moderne
Die Düsseldorfer Schau zum Reformationsjubiläum nimmt Cranach den Älteren in seiner Gesamtheit und Modernität in den Blick. In Gegenüberstellung mit Werken von Albrecht Dürer, Hans Holbein dem Jüngeren, und Lorenzo Costa dem Älteren untersucht die Ausstellung Cranachs Position im Netzwerk der Künstler seiner Zeit. Wie sich später Künstler der Moderne, von Picasso bis Raysse, von Cranachs Werk inspirieren ließen, ist ebenfalls Thema der Schau.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Internet: www.cranach2017.de; www.smkp.de (Museumswebsite).
