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Zwei Mamas und drei Papas

Regenbogenfamilien sind ganz normal, aber wie leben sie eigentlich?

Von Monika Herrmann

Vor Kurzem hat das Bundesverfassungsgericht eine weitreichende Entscheidung getroffen. Es betrifft das Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare, die in sogenannten Regenbogenfamilien leben. Kinder, die bereits von einem der Partner oder der Partnerin adoptiert wurden, können nun vom anderen auch angenommen werden. Bisher konnten lediglich Verheiratete sowohl das leibliche als auch das adoptierte Kind des Ehepartners annehmen. Eingetragenen Lebenspartnern hingegen stand nur die Adoption leiblicher Kinder des anderen offen. „Mit diesem Urteil stärkt das Gericht die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare“, heißt es in einer Presseerklärung der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK). „Na endlich, wurde aber auch Zeit“, so oder so ähnlich waren die Reaktionen gleichgeschlechtlicher Paare in Deutschland. Denn es gibt immer mehr von ihnen, die Kinder haben oder welche wollen. „Regenbogenfamilien boomen“, sagt Constanze Körner vom Lesben- und Schwulen-Verband Deutschland (LSVD). Die Sozialpädagogin hat ihr Büro in der 4. Etage eines Miethauses im Berliner Bezirk Schöneberg. Hier berät sie schwule und lesbische Paare, die sich ein Kind wünschen. Wie geht das überhaupt? Was ist legal, was vielleicht illegal? Fragen über Fragen.

Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten

„Lesben haben es da einfach“, sagt Constanze Körner, „sie werden einfach schwanger.“ Schwule Paare, die sich ein Kind wünschen, beantragen entweder eine Pflegschaft oder einer von ihnen adoptiert ein Kind. Manche Männer bringen ein leibliches Kind mit in die Partnerschaft. Andere sehen sich nach einer Leihmutter um. Doch Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Lesbische Paare, die in eingetragener Partnerschaft leben, fragen bei Samenbanken nach. „Rund 30 Prozent aller Paare mit Kinderwunsch sind lesbisch“, erzählt Kathrin Hosenfeld. Die Biologin leitet das Labor der Berliner Samenbank in der Friedrichstraße. Bei ihr landen alle Anfragen von Paaren aber auch die Angebote der potenziellen Samenspender. Männer zwischen 20 und 40 Jahren kommen vorbei, geben eine Probe ihres Spermas ab und hinterlassen ihre Daten. Das sind persönliche Merkmale wie etwa die Haarfarbe, Größe, Beruf. „Wenn die Probe okay ist, laden wir sie zu weiteren Spenden ein“, sagt Kathrin Hosenfeld. Alle Spenden lagern in riesigen Kühlbehältern. Ein Reproduktionsmediziner, der praktischerweise auf der gleichen Etage praktiziert, pflanzt den Frauen das tiefgekühlte und passende Sperma ein. „Die Daten der Spender werden 30 Jahre lang aufbewahrt, damit die möglichen Kinder einmal die Chance haben, ihren Vater kennenzulernen“, erklärt die Laborleiterin.

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