Es begann 1978 mit einem Ausbildungsgang des Pastoralkollegs in Gemeindeberatung unter Leitung von Eva Renate Schmidt. Die sich daraus entwickelnde Arbeitsgemeinschaft führte 1995 zur Vereinsgründung. Das 20-jährige Bestehen war Anlass für eine Fachtagung am 28. September zum Thema interne Beratung. Vorbereitet hatte den Tag die Geschäftsstelle für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung im Amt für missionarische Dienste (AmD) der westfälischen Landeskirche in Verbindung mit dem Konvent der Gemeindeberaterinnen und Gemeindeberater.
Oberkirchenrätin Doris Damke beschrieb in ihrem Grußwort die Gemeindeberatung heute als einen unverzichtbaren Bestandteil der Landeskirche. Ausdrücklich freue sie sich, dass ein weiterer Ausbildungsgang zur Gemeindeberaterin/zum Gemeindeberater im Januar abschließe.
Impulse zum Thema „Perspektiven der Internen Beratung – Chancen und Grenzen“ kamen zunächst von Gerd Bauz, Institutsleiter von ipos (Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in der Ev. Kirche in Hessen und Nassau) und zugleich Sprecher des Vorstandes der Gesellschaft für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung in der EKD. Gemeindeberatung ist bereits in ihren Anfängen als eine interne Beratung gestartet und hat erst spät unter diesem Begriff ihre professionelle Verortung gefunden. Mit Renate Eva Schmidt wurde 1978 das Burckhardthaus – heute ipos – zur wahrscheinlich ersten Ausbildungsstätte für Organisationsentwicklung in Deutschland.
Bauz spricht sich dafür aus, die Professionalität nicht vorschnell zugunsten einer vermeintlichen Nähe zur eigenen Kirche aufzugeben. Beide Pole gehören zur Internen Beratung, die in ihrer Spannung erhalten und ausbalanciert werden müssten.
Zum Zweiten plädiert er dafür, die Kultur der professionellen Beratung zu leben, eingebettet in das Netz der kirchlichen Beratungsinstitutionen. Dies zeige sich in der Unabhängigkeit der Fachstelle getragen durch eine fachliche Selbststeuerung. Im Weiteren gelte es diese Kultur der systemischen Beratung auch nach innen zu leben.
Bauz führt aus, wie die Beziehung von interner und externer Beratung gestaltet werden könne. Die Zeiten der Konkurrenz wären vorbei. Neben den drei bekannten Modellen der scharfen Trennung von Fach- und Prozessberatung, Komplimentärberatung (Roswita Königswieser) oder der Beratung im dritten Modus (Rudolf Wimmer) fügt er eine vierte Form der „amalganen“ Beratung hinzu. Für ihn bleibt es eine Balancefrage von zwei gut ausgebauten Polen.
Cornelia Fauser von der BASF-Stiftung/Employee Assistance Program beschrieb ihr Arbeitsfeld am Beispiel der Sozialberatung der BASF-Stiftung in Form der psychosozialen Beratung als auch der Beratung von Führungskräften. Sie sieht klare Chancen der internen Beratung im niederschwelligen Beratungsangebot durch kurze Wege, Kenntnisse der internen Organisationsstruktur, in der gesetzlich geschützten Vertraulichkeit durch das Therapeutengesetz und in der Funktion als Seismograph für das Unternehmen.
Bei beiden Referenten wurde der Vorteil der internen Beratung deutlich: nämlich Kultur und Arbeitsfelder der eigenen Organisation deutlich zu kennen. Interne Beratung wie die Gemeindeberatung hat darum die Fähigkeit, Beratungsprozesse anschlussfähig zu gestalten und die Ergebnisse im Alltag zu verankern.
Die Fachtagung machte zudem deutlich: Das Selbstentwicklungspotenzial wird stets zum Ausgangspunkt der Gemeindeberatung. Die Gemeindeberatung geht dabei unterschiedlichen Entwicklungspfaden nach und ermöglicht je nach Auftrag Teamentwicklung, Neustrukturierung der Arbeit, Konzeptions- und Strategieentwicklung bis hin zu Begleitung von Stellenbesetzungsverfahren, Coaching für Führungskräfte und Konfliktbearbeitung. Derzeit wirken neben der Geschäftsstelle im AmD 35 fachlich ausgebildete Gemeindeberaterinnen und Gemeindeberater mit.
Der landeskirchliche Pfarrer für Gemeindeberatung, Ernst-Eduard Lambeck, zog dieses Fazit: „Die Inanspruchnahme der Gemeindeberatung ist eine gute Möglichkeit, Kirche weiterzuentwickeln und sich dabei auf die eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen zu besinnen. Interne Beratung muss sich gegenüber externen Consultinggesellschaften nicht verstecken. Sie kann selbstbewusst ihre Stärken zugunsten der Kunden ausspielen, weil sie Kirche von innen kennt.“ AmD/UK
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Zwanzig Jahre gut beraten
Die Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung der Landeskirche blickt auf ein 20-jähriges Bestehen zurück
