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Zwangsarbeit: Menschenrechtler setzen VW unter Druck

Nach neuen Medienberichten über uigurische Zwangsarbeit beim Bau einer Auto-Teststrecke in China haben Menschenrechtler am Donnerstag vor dem Volkswagen-Werk in Wolfsburg demonstriert. „Die Verantwortlichen ignorieren seit Jahren standhaft alle Hinweise auf oder Belege für Zwangsarbeit bei den Mitarbeitenden und in der vorgelagerten Lieferkette“, warf die Gesellschaft für bedrohte Völker dem Autokonzern vor, der die Teststrecke im chinesischen Landesteil Xinjiang betreibt. An dem Protest beteiligte sich den Angaben zufolge auch Vertreter der in München ansässige Weltkongress der Uiguren. VW erklärte, dem Konzern lägen keine Hinweise dazu vor.

Nach am Mittwoch bekanntgewordenen Recherchen des „Handelsblatts“ könnten beim Bau der Teststrecke in der Stadt Turpan Zwangsarbeiter eingesetzt worden sein. VW hatte das Testgelände nach eigenen Angaben zusammen mit dem chinesischen Autobauer Saic vor fünf Jahren bauen lassen.

Die an der Protestkundgebung beteiligten Organisationen forderten VW auf, öffentlich zu erklären, „seit wann der Konzern von dem Einsatz der Zwangsarbeitskräfte wusste“. Außerdem müsse der Autobauer sein ebenfalls in der Region gelegenes Werk in Urumqi zu schließen und die Öffentlichkeit „über uigurische Zwangsarbeit in seinen Lieferketten“ informieren.

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte die Medienberichte am Mittwoch „besorgniserregend“. Die Landesregierung nehme die Hinweise auf mögliche Zwangsarbeit sehr ernst und begrüße es, „dass der Konzern diesen neuen Hinweisen sehr konsequent nachgehen wird“, sagte Weil. Das Land Niedersachsen gehört zu den
größten Anteilseignern bei VW.

Die Volkswagen Group China erklärte auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), dem Konzern lägen keine Erkenntnisse über Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Teststrecke vor. Man befinde sich im fortlaufenden Austausch mit den chinesischen Partnern, „auch zu kritischen Themen“, sagte ein Sprecher. Dabei gehe es auch „über die künftige Ausrichtung der Geschäftsaktivitäten in der Provinz Xinjiang“. Derzeit werden verschiedene Szenarien intensiv geprüft.”