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Zur Papst-Trauerfeier treffen Promis auf arme Nobodys

Am Samstag blickt die Welt Richtung Petersplatz. Denn dort findet der Abschied für einen beliebten Papst statt. Teilnehmen werden Staatsgäste – und Menschen, die Franziskus wirklich nahe standen.

Prinz William, König Felipe und Königin Letizia von Spanien, Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden, Mary von Dänemark, Philippe und Mathilde von Belgien, Haakon und Mette-Marit von Norwegen – jede Menge Hochadel bei der Trauerfeier des Papstes. Dazu kommt Polit-Prominenz aus 130 Ländern, die unter den Augen der Welt auf der Ehrentribüne vor dem Petersdom Platz nehmen.

Wer wo sitzt, ist protokollarisch streng geregelt: Ganz vorne rechts Javier Milei als Präsident von Franziskus’ Heimatland Argentinien, daneben Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und Staatspräsident Sergio Mattarella. Danach folgen die etwa zehn Monarchen sowie die Delegationen der Länder – sortiert nach dem französischen Alphabet. Daher wird Deutschland, “Allemagne”, vertreten von sechs Personen unter Leitung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, recht weit vorne sein.

Zugleich ermöglicht das französische Alphabet einen Sicherheitsabstand zwischen der Ukraine und den USA. Denn den Präsidenten der “États-Unis”, Donald Trump, und Präsident Wolodymyr Selenskyj trennt auch hier gehörige Distanz. Stattdessen dürfte Trump – eher gefahrlos – in der Nähe von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer zu sitzen kommen. Zwei andere diplomatisch kritische Kandidaten, Wladimir Putin (Russland) und Benjamin Netanjahu (Israel), werden erst gar nicht anreisen.

Unterdessen stellt sich für Stil-Enthusiasten die Frage: Wird Melania Trump wieder einen Hut von Ausmaßen eines Wagenrads tragen? Und tauscht Selenskyj das tarnfarbene Shirt gegen einen dunklen Anzug? Der, für den alle an diesem Tag angereist sind, hat auf solche Äußerlichkeiten nie Wert gelegt. Und mit manchem der An- oder Abwesenden hätte Papst Franziskus sicher gerne noch ein Wörtchen zum Thema Frieden gewechselt, für den zu werben er niemals müde wurde. Ihm ging es immer um die Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen.

Entsprechend war die Entscheidung des Vatikans, dass eine Gruppe armer und bedürftiger Menschen bei der Beisetzung des Papstes in Santa Maria Maggiore einen Sonderplatz erhält, nur folgerichtig. Laut Medien dürfen 40 Obdachlose, Migranten, Arme, Opfer von Menschenhandel, Transsexuelle, Häftlinge und Vertreter der Roma-Gemeinschaft auf den Stufen der Kirche nahe dem römischen Hauptbahnhof von Franziskus Abschied nehmen, in der Hand eine weiße Rose. “Die Armen haben einen besonderen Platz in Gottes Herzen – so auch im Herzen und im Lehramt des Heiligen Vaters, der den Namen Franziskus gewählt hatte, um sie nie zu vergessen”, formulierte es der Vatikan.

Mitorganisiert ist die symbolträchtige Aktion von der Gemeinschaft Sant’Egidio. Dabei seien die Armen, die ihn kannten und liebten, so die Sozialorganisation: von den Flüchtlingen, die er bei seinem Besuch der Insel Lesbos 2016 mit nach Rom nahm, über jene, die in den Flüchtlingslagern Zyperns lebten und dank humanitärer Korridore 2021 nach Italien gelangten. Unter ihnen ist auch eine junge Mutter aus dem Kongo, deren Sohn damals noch ein Baby war. “Als ich Papst Franziskus vor einiger Zeit in Rom wiedertraf, hat er sich so darüber gefreut, wie groß mein Sohn inzwischen geworden ist”, so die Frau, die anonym bleiben möchte. “Er war wie ein Vater für uns.”

Bereits mit der Wahl seiner ersten Reise 2013 auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa lenkte Franziskus den Blick auf das Leid von Migranten. Häufig empfing er arme Menschen im Vatikan. Bei dem von ihm initiierten Welttag der Armen im Oktober aß er oft mit über 1.000 Bedürftigen in der vatikanischen Audienzhalle zu Mittag. Für die zahlreichen Obdachlosen rund um die Kolonnaden am Petersplatz ließ er Zelte verteilen. Ebenso richtete er für sie Duschen und eine Krankenstation am Vatikan ein.

Viele von ihnen haben sich in den letzten Tagen in die Schlangen vor dem Petersdom eingereiht, um am Sarg des Papstes ein letztes Lebewohl zu sagen. Erst vor zwei Wochen hat Franziskus ein weiteres Zeichen für sie gesetzt: Rechts auf dem Petersplatz sitzt jetzt die Bronzeskulptur des kanadischen Künstlers Timothy Paul Schmalz “Be Welcoming”. Sie zeigt einen Bettler, der auf den zweiten Blick ein Engel ist.