Josef Schuster sieht in dem Anschlag am Bondi Beach ein “eklatantes Versagen” der dortigen Sicherheitsbehörden. Er veröffentlicht nun einen Brief – gerichtet an Jüdinnen und Juden in Deutschland zum Chanukka-Fest.
Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Chanukka-Feier in Sydney hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland dem australischen Staat vorgeworfen, die jüdische Gemeinschaft im Stich gelassen zu haben. “Dass zwei Terroristen ohne Mühe eine zentrale Brücke besetzen und von dort ungehindert auf die Besucher der Feier schießen konnten, ist ein eklatantes Versagen der dortigen Sicherheitsbehörden”, schreibt Josef Schuster am Mittwoch in einem Brief an die jüdischen Gemeinden in Deutschland, den die “Jüdische Allgemeine” veröffentlichte. Anlass ist das noch bis Sonntag laufende Lichterfest Chanukka.
In dem Brief appelliert Schuster an Jüdinnen und Juden, sich die Freude am jüdischen Lichterfest Chanukka nicht nehmen zu lassen. Gegen einen der Todesschützen vom Bondi Beach wurde mittlerweile Anklage wegen 15-fachen Mordes und Terrorismus erhoben. Der Vater des Angeklagten war während des Anschlags von der Polizei erschossen worden. Die Behörden stuften die Bluttat als antisemitischen Terrorakt ein. Die Schützen sollen Ermittlern zufolge von der Terrororganisation “Islamischer Staat” inspiriert gewesen sein.
Antisemitisch motivierte Gewalt sei “kein unglücklicher Zufall und erst recht kein Einzelfall”, so Schuster. Der Anschlag von Sydney erinnere an das Attentat auf die Synagoge in Halle am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur 2019 und sechs Jahre später am selben Feiertag auf eine Synagoge in Manchester. “Vor allem erinnert er uns an das Massaker vom 7. Oktober 2023 an Simchat Tora”, so Schuster.
Das Ziel solcher Angriffe an Feiertagen sei nicht allein die Tötung von Juden, es gehe auch um Demoralisierung und Einschüchterung. Aufrufe zur Gewalt hätten ein Klima geschaffen, das blutige Taten hervorbringe, so Schuster. Wer “Globalize the Intifada” rufe, beschwöre das, was in diesem Jahr in Manchester oder in Sydney geschehen sei.
Schuster würdigte die Arbeit von Behörden in Deutschland nach dem Attentat von Halle: “Die Sicherheitskonzepte wurden kritisch überprüft, die Sicherheitsinfrastruktur jüdischer Einrichtungen modernisiert und verbessert. Absoluter Schutz ist niemals möglich, dieser Wahrheit müssen wir ins Auge blicken.” Hierzulande hätten alle Parteien, die in den vergangenen Jahren regiert hätten, die Bedeutung des Schutzes jüdischen Lebens erkannt.