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Zeitansage und Haushaltsrede: Westfälische Synode berät über Zukunft

Ein Kurzauftritt der früheren Präses Annette Kurschus und Grußworte aus Politik und Kirchen haben am Sonntagabend den Auftakt der westfälischen Landessynode geprägt. An diesem Montag nimmt das Kirchenparlament der Evangelischen Kirche von Westfalen bei seiner Herbsttagung in Bielefeld-Bethel die inhaltlichen Beratungen auf. Ulf Schlüter, seit dem Kurschus-Rücktritt vor einem Jahr kommissarisch leitender Theologe der viertgrößten deutschen Landeskirche, trägt den Jahresbericht vor, eine kirchliche Zeitansage. Auch die Haushaltsrede steht auf der Tagesordnung – die finanziell angeschlagene Landeskirche steht vor einer Haushaltskonsolidierung.

Die frühere Präses Kurschus sagte in einer mit viel Applaus bedachten kurzen Ansprache, sie habe mit ihrem Rücktritt von allen kirchenleitenden Ämter vor einem Jahr Verantwortung übernommen und dafür „einen verflixt hohen Preis bezahlt“. Umso wichtiger sei ihr, „dass wir gerade im Blick auf die Aufarbeitung unseres Umgangs mit sexualisierter Gewalt in unserer Kirche konstruktiv weitergehen und uns alle bemühen, dass da Gutes draus entsteht“.

Die 61-Jährige war am 20. November vergangenen Jahres nach fast zwölfjähriger Amtszeit als leitende Theologin der westfälischen Kirche zurückgetreten. Zudem gab sie ihr Amt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ab. Grund war mangelhafte Kommunikation im Zusammenhang mit einem Missbrauchsverdacht gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter. Der Theologische Vizepräsident Schlüter kündigte an, im Frühjahr oder Sommer 2025 werde Kurschus „angemessen und würdig“ verabschiedet. Ihr Rücktritt habe eine große Lücke hinterlassen. Wer als Präses auf Kurschus folgt, soll bei einer Wahl im kommenden Frühjahr entschieden werden.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hob in einem Videogrußwort die Bedeutung der Kirchen gerade in Krisenzeiten hervor. Viele Menschen seien verunsichert durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Antisemitismus und den Klimawandel. In solch schwierigen Zeiten brauchten die Menschen Halt, Orientierung und Hoffnung. „Der christliche Glaube und die christlichen Werte können ihnen all das geben.“

Der CDU-Politiker dankte den Kirchen für ihr vielfältiges Engagement bei den „großen gesellschaftlichen Aufgaben“, mit dem sie den Zusammenhang stärkten und „das Leben vieler Menschen Tag für Tag ein Stück menschlicher und ein Stück besser“ machten.

Der katholische Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz nannte in einem Grußwort die Missbrauchs-Aufarbeitung eine gemeinsame Aufgabe der beiden großen Kirchen. Weitere gemeinsame Herausforderungen seien die sinkende Mitgliederzahl und ein zunehmender gesellschaftlicher Schwund des Glaubens an einen persönlichen Gott. Der evangelische Theologe Dietmar Arends, lippischer Landessuperintendent, sagte. „Wir alle stehen in der Verantwortung, uns dem Thema der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in unseren Kirchen und der Folgen, die aus der ForuM-Studie zu ziehen sind, zu stellen.“

Die westfälische Kirche ist die viertgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland, sie hat rund 1,9 Millionen Mitglieder. Die bis Mittwoch tagende Landessynode ist das oberste Beratungs- und Entscheidungsorgan.