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Zeichen gegen Armut und Ausgrenzung

Christinnen und Christen aus Westfalen und den USA diskutierten beim diesjährigen UCC-Forum in Haus Villigst soziale Fragen in beiden Ländern. Modell der Vesperkirche stößt auf großes Interesse

SCHWERTE/VILLIGST – Deutschland und die USA sind beide reiche Länder. Dennoch leben viele Menschen hier wie dort in Armut, werden ausgegrenzt und diskriminiert. Rassismus und Populismus werden zu einem immer größeren Problem in beiden Gesellschaften.
Über Gegenmaßnahmen, Rolle und Haltung  ihrer Kirchen dazu haben sich evangelische Christinnen  und Christen beider Länder bei ihrem jährlichen Treffen in Schwerte-Villigst ausgetauscht. „Unerhört!“ lautete das Motto beim UCC-Forum, an dem diesmal rund 50 Männer und Frauen aus der Evangelischen Kirche in Westfalen sowie 20 Gäste aus der US-amerikanischen Partnerkirche United Church of Christ (UCC) teilnahmen.
Eine Ursache für Armut in den USA seien „billige Jobs“, erklärte UCC-Pfarrer John Krueger. Davon könnten viele Familien nicht leben. Die Mindestlöhne, die ohnehin stark schwankten, würden oft nicht gezahlt. In Indiana beispielweise liege der Mindestlohn bei 7,40 US-Dollar, für Kalifornien forderten die Demokraten das Doppelte. In den USA gebe es zwar soziale Projekte und Einrichtungen, diese seien allerdings oft wenig bekannt und reichten auch nicht aus, so Krueger. Das soziale Netz in Deutschland sei umfassender und stabiler, in den USA jedoch so nicht umsetzbar.
Beeindruckt zeigte sich der Pfarrer vom Modell der Vesperkirchen, die vor allem in Süddeutschland während der kalten Wintermonate ihre Tore für Bedürftige und Obdachlose öffnen. Krueger berichtete von einer Suppenküche in India­napolis. „Es kommen dann rund 90 Menschen, die ein kostenloses Abendessen bekommen.“ Zwei Drittel von ihnen seien arm, die anderen seien Kirchenmitglieder, die diese Gemeinschaft suchten. Am „Thanksgiving“-Tag Ende November sei der Besuch noch größer. Für Krueger steht fest, dass die Kirchen arme Menschen mehr unterstützen müssten. Dabei gehe es auch um spirituelle Begleitung und menschlichen Zusammenhalt. Auch wünsche er sich, dass Einwanderer offen empfangen werden.
Der Kampf gegen Armut, Rassismus und Populismus beschäftige die Kirchen in Deutschland und USA, sagte die Stuttgarter Diakoniepfarrerin und neue Leiterin der Vesperkirche in der Leonhardskirche, Gabriele Ehrmann. „Armut ist oft verbunden mit dem Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben“, erklärte sie. Die Pfarrerin bezeichnete das Modell Vesperkirche als eine Art „Zuhause auf Zeit“ für arme Menschen. Als die vier Dimensionen des Projektes nannte sie: Satt werden und genug zu essen bekommen, Teilhabe an der Gesellschaft und am Gesundheitssystem schaffen, Gemeinschaft stiften sowie öffentliche und auch politische Zeichen setzen gegen Armut und Ausgrenzung.
„Vesperkirche ist ein Schmelztiegel ganz unterschiedlicher Menschen. Die Kirche wird zum Gasthaus: Menschen essen miteinander, verbringen gemeinsam Zeit, streiten manchmal miteinander und Gott sitzt mit am Tisch“, so Ehrmann. In Westfalen fand die erste Vesperkirche in diesem Jahr in Gütersloh statt, eine weitere ist für 2020 in Bielefeld geplant.
Reverend Doyle Luckenbaugh stellte eine neue Kampagne vor, die angelehnt ist an eine Bewegung des Bürgerrechtlers Martin Luther King. Es gehe darum, „die Seele Amerikas zu retten, indem wir diese bösartigen Geschwüre bekämpfen, die so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind: institutioneller Rassismus, Armut, die unsere Wirtschaftsleistung in den Schatten stellt, Umweltzerstörung und unsere verzerrte nationale Moralvorstellung“, sagte Luckenbaugh. Sechs Wochen lang beteiligten sich Menschen in 25 Staaten am „Poor People‘s March 2018“, der mit einer Massendemonstration am US-Kapitol am 23. Juni endete.
Die United Church of Christ (Vereinigte Kirche Christi) ist aus dem Zusammenschluss mehrerer Einwandererkirchen entstanden. Die partnerschaftlichen Beziehungen mit der Evangelischen Kirche von Westfalen bestehen seit mehr als 25 Jahren. joh