Von Annette Klinkhardt und Sybille Marx
Platz 1: Kisten für das Kitajahr in Greifswald
Die religionspädagogische Arbeit im Kita-Alltag sollen sie erleichtern: die Kisten, die das Seminar für Kirchlichen Dienst (SKD) in Greifswald mit der evangelischen Kita St. Marien in der Stadt plant und die beim Bugenhagen-Wettbewerb mit dem ersten Platz gekürt wurden. "Über ein Jahr hinweg wollen wir mit unseren Auszubildenden im Marienkindergarten vier Kisten mit religionspädagogischen Impulsen packen", erklärt SKD-Leiter Tim Bürger.
Die Kisten sollten grob den Jahreszeiten zugeordnet sein. Ein Beispiel: Die Sommerkiste soll Materialien und Ideen zum Thema Übergänge bereitstellen: "Die Schulkinder gehen, die Krippenkinder kommen in den Kindergarten", darum sei der Sommer in der Kita eine Zeit mit Trennungen und Neuanfängen, sagt Bürger. "In die Kisten packen wir also Bibelgeschichten wie die von Abraham oder von Jesu Himmelfahrt, wir entwickeln Anregungen für eine Dekoration des Gruppenraums, suchen Lieder und Spiele zum Thema und schreiben Handreichungen für die Erzieherinnen und Erzieher". "Wir fanden die Idee großartig, in einer Kiste alles parat zu haben", erklärt Bischof Hans-Jürgen Abromeit, Vorsitzender der Bugenhagenstiftung. 800 Euro schieße die Stiftung zu, so viel wie beantragt. Möglich gewesen wären bis zu 3.500 Euro.
Platz 2: Ein Film zur deutsch-polnischen Geschichte Pommerns
Die besondere Geschichte Pommerns zu beleuchten und das Verständnis zwischen Polen und Deutschen zu fördern – das ist das Ziel von Filmemacher und Autor Michael Majerski aus Stettin, der beim Bugenhagen-Wettbewerb auf dem zweiten Platz landete. Für Majerski, Sohn einer deutschen Mutter und eines polnischen Vaters, ist Vorpommern "ein besonderer Landstrich, bis heute vom Krieg gezeichnet". Auch das ehemalige Hinterpommern sei besonders. "Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Bevölkrung ja fast komplett ausgetauscht", sagt der 70-Jährige. "Die Deutschen waren geflohen oder vertrieben worden. Polen aus Zentralpolen und weiter östlich, aber auch Ukrainer, wurden dort angesiedelt". Sie wüssten bis heute nur sehr wenig von der Vorgeschichte, "da ja niemand da war, der sie hätte erzählen können".
Diese Lücke möchte der Regisseur mit einem Dokumentarfilm füllen, in dem er den inzwischen verstorbenen Rudolf von Thadden ausführlich zu Wort kommen lässt. Von Thadden, geboren auf Gut Trieglaff in Hinterpommern, war ein Neffe der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin Elisabeth von Thadden, sein Vater gilt als Gründer des Evangelischen Kirchentags. Vor der Kamera erzählt er unter anderem davon, wie bei seinen Eltern Dietrich Bonhoeffer ein und aus ging, wie sein Vater über die Kritik an den Deutschen Christen zur kritischen Haltung gegenüber dem Naziregime fand und inwiefern der Ort Trieglaff für die Geschichte des Protestantismus zentral sei: weil hier auch der Pommern-Reformator Johannes Bugenhagen herkam, ein engster Vertrauer Luthers.
"Das Zeitzeugengespräch soll den polnischen Bewohnern der Grenzregion ihre unbekannte Vergangenheit und die protestantischen Wurzeln näherbringen", erklärt Majerski. In evangelischen Gemeinden von Stettin bis Stolp soll der Film gezeigt werden, auch die Kirchengemeinde Penkun möchte ihn in ihre Bildungsarbeit integrieren. Die Bugenhagenstiftung ermöglicht es Majerski, seinen Film mit polnischen Untertiteln zu versehen. Dasfür gibt es 500 Euro Preisgeld und bis zu 3.000 Euro Fördermittel.
Platz 3: Kino mit Anspruch in der Lubminer Kirche
Die Kirchengemeinde Lubmin-Wusterhusen will ihre Petrikirche in Lubmin künftig alle acht Wochen in ein Kino verwandeln und für alle Dorfbewohner öffnen. Damit landete sie beim Bugenhagen-Wettbewerb auf dem dritten Platz. "Wir freuen uns sehr", sagt Pastorin Katrin Krüger. "Viele Menschen hier vermissen die Möglichkeit, auch mal tiefgründigere Filme gemeinsam anzuschauen". In den großen Kinos liefen meist nur Blockbuster. Und Lubmin habe früher ein eigenes Kino gehabt.
Der erste Film soll am 28. September laufen. "Da bietet sich ein Film zum Erntedankfest an, also zu den Themen Schöpfung oder Ernährung", meint Katrin Krüger. Die Medienstelle des Regionalzentrums kirchlicher Dienste in Greifswald stelle viele gute Filme zur Verfügung, die Lebens- und Glaubensthemen ins Gespräch bringen. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen habe sich gefunden, um die Abende vorzubereiten. "Ich war ganz überrascht, wie viele heimliche Cineasten wir in unserer Gemeinde haben", sagt die Pastorin. Sie selbst schwärmt derzeit für den Wim-Wenders-Film über Papst Franziskus, "das ist für mich die beste Predigt!". Das neue Angebot soll offen sein für alle, "wir hoffen, über die Kinoabende auch mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sonst nicht in eine Kirche gehen". Jeweils nach dem Film soll es die Möglichkeit zum Austausch geben, bei Getränken und Knabbereien.
4. Der Turmbau zu Barth
Aus 60.000 Holzklötzen sollen Kinder in Barth ein Haus oder einen Turm bauen können – das wollen die evangelische Kirchengemeinde St. Marien Barth und die Freie evangelische Gemeinde möglich machen, in dem sie die "Holzbauwelten" des Bibellesebundes ausleihen. Im Carneval Club der Stadt ist Platz zum Bauen, nebenbei hören die Kinder biblische Geschichten. Pastor Stefan Fricke und andere wollen das Projekt nutzen, um mit den Kindern und Eltern über biblische Themen ins Gespräch zu kommen. Fördermittel: 2.500 Euro.
5. Ein Gutenberg-Musical für Kinder
Die Kirchengemeinde Groß Bisdorf will mit 25 Kindern und Jugendlichen im Bibelzentrum Barth ein Musical einstudieren: ein Stück, in dem es um Gutenberg und das Alphabet geht, um Luther und die Barther Bibel, geschrieben von der Greifswalder Theologin Stephanie Schwenkenbecher, komponiert von Pastorin Nicole Chibici-Revneanu, der Leiterin des Bibelzentrums Barth. Geprobt wird vom 28. Juli bis 2. August, Aufführung sind ab Ende August in Kirchengemeinden geplant. Fördermittel: 2.050 Euro.
6. Gruppenquartier am Bibelzentrum
Das Barther Bibelzentrum will seine größte Ferienwohnung zu einem Gruppenquartier für bis zu 14 Personen umrüsten, damit mehr Jugendgruppen für Freizeiten anreisen können. Bislang schlafen Gäste in Zelten auf Isomatten oder werden auf die vier Gästezimmer des Bibelzentrums verteilt, was allerdings die Betreuung schwierig mache. Die Bugenhagenstiftung finanziert für das neue Gruppenhaus die Grundausstattung wie Bettwäsche und Geschirr. Fördermittel: 1.720 Euro.
7. "nebenan" statt weit weg
Traditionelle kirchliche Arbeit tut sich schwer in einem Plattenbaugebiet aus DDR-Zeiten, in dem sich viele Menschen abgehängt fühlen. Deshalb gründete die Mariengemeinde Bergen zusammen mit anderen im Viertel Rothensee vor gut zehn Jahren ein missionarisches Projekt: "nebenan". Die Mitarbeiter, die zum großen Teil ehrenamtlich arbeiten, bemühen sich vor allem darum, Beziehungen zu knüpfen, christliche Werte vorzuleben und für nachbarliche Seelsorgegespräche bereit zu stehen. Beim wöchentlichen Straßencafé, zu dem sie mit einem alten Feuerwehrwagen ausrücken, treffen sich Rentner und Arbeitslose, beim Treffpunkt im Stadtpark Kinder und Jugendliche. Damit das Projekt auch nach dem Weggang des Hauptamtlichen am Leben bleiben kann, benötigt es kontinuierliche Förderung. Deshalb gibt die Stiftung bis 2020 jährlich 3.000 Euro.
8. Erlebniswoche für Familien
Die Greifswalder Johannesgemeinde veranstaltete vergangene Woche in einem Viertel der Stadt, in dem viele Familien ohne Kirchenbezug leben, die vierte Erlebniswoche "Glück im Topf". Jeden Nachmittag hatten Kinder und Jugendliche die Chance, sich kreativ auszuprobieren: Beim Basteln, im Geschichtenzelt, beim Kinderschminken, bei Theater, Musik oder Tanz. Die Ergebnisse der verschiedenen Workshops präsentierten sie am nächsten Abend jeweils auf der großen Bühne. Außerdem lud die Gemeinde jeden Abend die Anwohner zum kostenlosen Abendessen ein. Fördermittel: 3.000 Euro.
9. Bandarbeit "Heaven on Earth"
In der Kirchengemeinde Züssow-Ranzin-Zarnekow gründete sich 2004 die Band "Heaven on Earth" unter der Leitung von Kantorin Gerhild Heller. Sie spielt christliche Popmusik und Neuarrangements von Klassikern und wird inzwischen immer häufiger für Gemeindegottesdienste oder auch Auftritte bei regionalen Kulturfestivals angefragt. Deshalb braucht die Band dringend moderne, leichtere Technik. Die jetzige sei zu schwer für den ständigen Transport, heißt es. Fördermittel: 2.000 Euro.
10. Die Kirche kommt ins Dorf
Pastorin Ines Dobbe von der Kirchengemeinde Steinhagen sagt: "Zur Kirche fährt man nicht, zur Kirche geht man". Und im "boomenden" Ort Negast, der von 1.280 Einwohnern im Jahr 1990 auf heute 2.800 Einwohner wuchs, gebe es bisher keinen Standort für kirchliche Angebote. Daher will die Kirchengemeinde künftig im Schulgebäude Angebote machen: Glaubenskurse, Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche sowie Gottesdienste. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre konzipiert, wenn es gut läuft, soll es zum festen Angebot werden. Fördermittel der Bugenhagenstiftung: 3.000 Euro.