Haushalt, Missbrauch, Bischofswahlen – so unterschiedlich waren die Themen der am Samstag in Stuttgart zu Ende gegangenen Sommersynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die Kirche stellt ab Januar 2026 ihre Anerkennungsleistungen für Betroffene sexualisierter Gewalt um. Künftig entscheidet eine Kommission über jeden Einzelfall, anstatt eine Pauschale zu bezahlen, berichtete Ursula Kress von der Fachstelle sexualisierte Gewalt.
Bislang erhielten Betroffene in Württemberg eine pauschale Zahlung von 21.200 Euro. Eine neue, deutschlandweite Richtlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sieht nun einen Sockelbetrag von 15.000 Euro für strafrechtlich relevante Taten vor. Bei einem Treffen mit rund 80 Betroffenen im Mai dieses Jahres wurde das Ergebnis laut Kress als „enttäuschend“ aufgenommen. Die Verjährung einer Tat ist keine Voraussetzung mehr für einen Antrag. Auch Betroffene, die bereits eine Zahlung erhalten haben, können ab 2026 einen neuen Antrag stellen.
Bischofswahlen werden in Württemberg künftig nach veränderten Regeln ablaufen. Das Kirchenparlament hat beschlossen, die bisherige Begrenzung auf drei Kandidaten aufzuheben. Zudem werden die Synodalen im letzten Wahlgang ausdrücklich mit „Nein“ stimmen können, wenn nur noch ein Bewerber zur Wahl steht. Spätestens im Jahr 2031 dürfte das neue Gesetz zur Anwendung kommen. Dann wird der amtierende Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl 68 Jahre alt und muss laut Kirchenverfassung in Pension gehen.
Das Ziel, die kirchlichen Ausgaben bis 2028 um jährlich 103,9 Millionen Euro senken, ist nach Angaben von Fabian Peters, Finanzdezernent der Landeskirche, fast erreicht. Es fehlten aktuell lediglich noch rund 3,3 Millionen Euro an Minderaufwendungen.
In der Debatte um finanzielle Kürzungen sprach sich der Sonderausschuss der Synode dafür aus, die ursprünglich geplante Kürzung von 31 Prozent beim Evangelischen Jugendwerk auf 15 Prozent zu reduzieren. Bei einer höheren Kürzung müssten sonst zahlreiche Angebote wegfallen. Für die inhaltliche Arbeit der Evangelischen Akademie Bad Boll empfiehlt er eine Reduzierung der Kürzung auf 35 Prozent, nachdem zunächst 44 Prozent vorgesehen waren. Die endgültigen Beschlüsse über den Haushalt und die damit verbundenen Einsparungen muss die Landessynode fassen.
Nach Ansicht des Bischofs der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, steht eine wachsende Zahl von Menschen dem Glauben an Gott gleichgültig gegenüber. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 2023 zeige, dass viele Kirchenmitglieder, die vorhaben, aus der Kirche auszutreten, keine inhaltlichen Vorbehalte gegenüber Kirche hätten, sondern ihnen religiöse Fragen egal seien, sagte er in seinem jährlichen Bericht vor der Synode.
Man müsse jeweils als Kirchengemeinde überlegen, wie es konkret vor Ort gelinge, Gemeinschaft zu leben, Gottesdienst zu feiern, anderen zu helfen und über Gott in einer säkularen Welt zu sprechen, sagte Gohl. Außerdem kündigte er an, eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben zu rufen, die sich damit beschäftigt, wie Ehrenamtliche bestmöglich in ihrer Arbeit unterstützt werden können. (1638/ 05.07.2025)