Berlin – Zum 500. Reformationsjubiläum zeigt die Berliner Staatsbibliothek gegenwärtig selten zu sehende Dokumente aus der Zeit Martin Luthers (1483-1546). Unter dem Motto „Bibel – Thesen – Propaganda“ wird in der Schau die Reformation in 95 Objekten erzählt, darunter einmalig auch alle drei noch existierenden Thesendrucke des Jahres 1517. Die Veröffentlichung von 95 Thesen durch Luther am 31. Oktober 1517 gilt als Ausgangspunkt der Reformation, der kirchlichen Erneuerungsbewegung in Deutschland und Europa.
Vorläufer evangelischer Gesangbücher
Zu sehen sind unter den Exponaten auch das „Achtliederbuch“ und weitere frühe Gesangbuchdrucke der Reformationszeit. Das „Achtliederbuch“ wurde bereits um die Jahreswende 1523/1524 von einem Nürnberger Drucker publiziert und kann laut Staatsbibliothek gewissermaßen als Vorläufer aller evangelischen Gesangbücher gelten. Das kleine Büchlein mit dem umfänglichen Titel „Etlich Cristlich lider Lobgesang und Psalm dem rainen wort Gottes gemeß auß der heyligen schrifft durch mancherley hochgelerter gemacht in der Kirchen zu singen wie es dann zum tayl berayt zu Wittenberg in uebung ist“ enthält unter anderem vier Lieder von Martin Luther.
Seine 95 Thesen sandte Luther den Angaben zufolge unter anderem dem Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Zugleich kursierten in Luthers Umfeld einige Abschriften. Heute sind laut Staatsbibliothek nur noch sieben Exemplare der Thesendrucke aus Nürnberg und Leipzig bekannt. Zwei davon werden in Berlin aufbewahrt: Die Staatsbibliothek besitzt einen Druck aus Nürnberg, das Geheime Staatsarchiv einen aus Leipzig.
Weitere Exponate der Ausstellung sind ein Druck von Luthers „Sermon von dem Ablass und Gnade“ aus dem Jahr 1518, der die Reformationsbewegung wesentlich mit auslöste, sowie die päpstliche Bulle, mit der Papst Leo X. im Jahr 1520 Luther den Bann androhte. epd