Die bayerischen Wohlfahrtsverbände haben anlässlich der am Mittwoch in Nürnberg startenden Sozialmesse „ConSozial“ auf ihre soziale und wirtschaftliche Bedeutung hingewiesen. Die Wohlfahrtsarbeit sei „der Kitt unserer Gesellschaft“, sagte Brigitte Meyer, Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern, laut Mitteilung am Dienstag. „Mit Investitionen in die Wohlfahrtspflege werden der Sozialstaat und die solidarische Absicherung der Bevölkerung gestärkt, ein enormer Standortvorteil für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte Meyer weiter.
Die Wohlfahrtspflege befinde sich jedoch seit Jahren in einer Abwärtsspirale. Steigende Lohnkosten, Preissteigerungen und stetig wachsende Bedarfe würden kaum oder gar nicht durch Fördermittelgeber und Kostenträger ausgeglichen. Laut einer im Juni veröffentlichten Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege unter den Einrichtungen und Diensten zu deren finanzieller Lage hätten knapp zwei Drittel in den vergangenen beiden Jahren Angebote eingeschränkt oder ganz eingestellt, hieß es in der Mitteilung. Mehr als drei Viertel der Befragten rechneten damit, Angebote auch im Jahr 2025 weiter zurückfahren zu müssen. Aus Bayern nahmen 1.221 Einrichtungen an der Umfrage teil. Für sie zeichne sich ein ähnliches Bild wie auf Bundesebene.
„Die tiefgreifenden, strukturellen finanziellen Schwierigkeiten innerhalb der Wohlfahrtspflege sind seit langer Zeit spürbar und erreichen mit jedem Jahr neue Rekordhöhen“, sagte die Bayern-Vorsitzende Meyer weiter. Mit jeder sozialen Einrichtung, die in Bayern schließe, schwinde auch ein Teil der sozialen Ader der Gesellschaft. Die Freie Wohlfahrtspflege leiste außerdem einen erheblichen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. „Sozialausgaben des Staates sind damit auch wirtschaftliche Investitionen und sollten daher auch als solche politisch vorangetrieben werden“, forderte Meyer.
In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sind das Bayerische Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Landes-Caritasverband Bayern, die Diakonie Bayern, der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern organisiert. Gemeinsam erbringen die Verbände nach eigenen Angaben mit über 455.000 hauptamtlichen und rund 136.500 ehrenamtlichen Mitarbeitern rund 75 Prozent aller sozialen Dienstleistungen in Bayern. (00/3061/15.10.2024)