Hamburg. Nicht für die Wissenschaft oder fürs Bücherregal, sondern für die Bühne und das Publikum sind die Texte, die einige Studenten in Hamburg gerade schreiben. „Slammen gegen Rechtsextremismus und Rassismus“ heißt das Seminar, das Dozentin Cornelia Springer in diesem Wintersemester an der Uni Hamburg anbietet. Dafür haben Studenten eigene Texte gegen Rechtsextremismus und für Rassismus-Prävention geschrieben. Am Freitag, 18. Januar, tragen sie diese Texte in der St.-Pauli-Kirche vor.
Das Projektseminar war für Studenten aller Fachrichtungen der Universität Hamburg offen, deshalb ist eine bunt gemischte Gruppe entstanden. Unter den 38 Teilnehmern sind Anfänger und Fortgeschrittene sowie Studenten aus so unterschiedlichen Studiengängen wie Computer-Mensch-Interaktion, Physik, Theologie und Gebärdensprache.
Viel Zeit investiert
Zwei von ihnen sitzen in Springers Büro im Hauptgebäude der Uni und erzählen, wie ihnen das Seminar gefallen hat. Matthias Kriegel (29) studiert im Master Deutschsprachige Literaturen, Laila Walter (32) Religionen, Dialog und Bildung. Beide Studenten stehen kurz vor ihrem Abschluss und sind sich einig, dass ein Projekt wie der Slam etwas Besonderes ist. Zum ersten Mal können sie während ihres Studiums selbst kreativ werden, lernten Methoden, um sich selbst auszudrücken, und „stehen zusammen für etwas ein“, wie Laila Walter sagt. „Wir kommen mit dem gleichen Ziel zusammen: die Stimme gegen rechts zu erheben“, sagt Kriegel.
Dafür haben die Studenten und ihre Dozentin viel Zeit investiert, sogar ganztägige Seminare an Wochenenden. Sie konnten Workshops zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und kritischem Denken belegen, außerdem Schreib- und Kreativitätsübungen, hatten Stimmtraining und lernten Atemübungen.
Poetry Slam ist eine persönliche Ausdrucksform. Die Slammer sprechen über Themen, mit denen sie sich auskennen, über ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle. „Man öffnet sich vor einem großen Publikum, das macht es so spannend“, sagt Kriegel. Es bedeutet aber auch viel Arbeit und ist herausfordernder, als einen wissenschaftlichen Text zu schreiben. Die Diskussionen seien manchmal sehr emotional gewesen, berichtet Springer. Statt eindeutiger Antworten hätten sich immer mehr Fragen aufgetan. Gerade das habe es wertvoll gemacht, denn: „Diese Art von Reflexion hat normalerweise im Studium keinen Platz“, sagt sie.