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Wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist

Vor 50 Jahren brach das Raumschiff „Enterprise“ zu seiner ersten Mission ins All auf. Heute sind Fernseh-Serie und dazugehörige Kinofilme Kult: „Star Trek“ läuft und läuft. Und stellt immer wieder die Frage nach richtig und falsch und dem Sinn des Lebens

ddp images

Schon vor dem Start sorgte der neuen Kinofilm „Star Trek: Beyond“ für heftige Diskussionen: Die Filmfigur des Steuermanns Hikaru Sulu präsentiert sich im Film als liebender Vater in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft.

Dabei ist eine solche Entwicklung nur konsequent. Schon zu Beginn der Fernsehserie „Star Trek“ (in Deutschland: „Raumschiff Enterprise“) in den 60er Jahren wurde der Akzent auf Respekt und Toleranz gelegt. Die Mission war es, „kühn dorthin zu gehen, wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist“, wie es im Vorspann hieß. Zu seiner ersten Mission brach die Enterprise in den USA vor 50 Jahren auf, am 8. September 1966.
Die Bilanz von 50 Jahren „Star Trek“, zu deutsch „Zug zu den Sternen“, umfasst bislang rund 700 Fernsehfolgen, 13 Kinofilme, Romane, Comics und Computerspiele. Bewunderer waren Star-Regisseur Quentin Tarantino und der Bürgerrechtler Martin Luther King. Der Astrophysiker Stephan Hawking trat auf eigenen Wunsch in den 90er Jahren in einer Folge der Nachfolgeserie „Star Trek – Das nächste Jahrhundert“ auf.
Die Vision des Produzenten und Star-Trek-Erfinders Gene Roddenberry (1921-1991): eine positive Zukunft für eine vereinigte Menschheit. In der Atmosphäre des Kalten Krieges in den 60er Jahren war das ungewöhnlich. Captain Kirk (William Shatner) befehligte eine multikulturelle Besatzung: neben dem japanischen Steuermann Sulu und dem russischen Navigationsoffizier Pavel Chekov auch die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura. Oberstes Gesetz – die erste Direktive – war die Nichteinmischung und der Respekt vor fremden Kulturen. Mit seiner 400 Mann starken Besatzung versah die „USS Enterprise“ so etwas wie eine UN-Mission im Weltraum. Seit 1972 wurde die Serie auch in Deutschland gezeigt.
Unter den Beschränkungen des Fernsehens habe er versucht, mit der Unterhaltungsserie bestimmte Ideen einzuschmuggeln, sagte Roddenberry. Die Menschheit der Zukunft war geeint, Geld und Besitz spielten keine Rolle und Krankheiten waren fast ausnahmslos überwunden. Zu Zeiten des Vietnamkriegs vermittelte die Serie, dass Verhandeln und Verstehen erfolgversprechender ist, als sich gegenseitig zu töten.
In der 1967 ausgestrahlten Episode „Horta rettet ihre Kinder“tötet ein „Steinmonster“ auf einem Planeten mehrere Grubenarbeiter. Captain Kirk und sein Offizier Spock können die aufgebrachten Arbeiter davon abhalten, das fremdartige Wesen zu ermorden. Spock gelingt es, mit dem Wesen zu kommunizieren. Wie sich herausstellt, wollte es lediglich seinen Nachwuchs schützen. Am Ende versprechen die Arbeiter, die Eier des Wesens nicht mehr anzurühren. Dafür schneidet das unterirdisch lebende Monster künftig Tunnel in das Gestein und hilft damit den Minenarbeitern.

Der erste TV-Kuss zwischen Schwarz und Weiß

Dass die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura bei der Serie blieb, ist wohl dem Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-1968) zu verdanken. Als die Schauspielerin Nichelle Nichols frustriert über ihre kleine Rolle aus der Serie aussteigen wollte, wurde sie von King beschworen weiterzumachen. „Zum ersten Mal sieht uns die Welt, wie es sein sollte, als Gleiche, als intelligente Menschen“, habe King ihr gesagt, schreibt die Schauspielerin in ihrer Biographie. In der Folge „Platos Stiefkinder“ von 1968 ist es Uhura, die im amerikanischen TV für den ersten Kuss zwischen einer Schwarzen und einem Weißen (Captain Kirk) steht.
Zur Kultserie wurde „Star Trek“ aber erst, nachdem der Sender NBC sie nach drei Jahren und 79 Folgen wegen zu geringer Einschaltquote bereits eingestellt hatte. Mit den Wiederholungen in Regionalsendern wuchs eine Fangemeinde, die immer lauter nach einer Fortsetzung verlangte. Besonders populär wurde ausgerechnet die von Leonard Nimoy kongenial verkörperte Figur des menschlich-vulkanischen Mr. Spock. Produzent Roddenberry hatte sie nur nach harten Kämpfen durchsetzen können. Mit seinen spitzen Ohren, befürchtete der Sender, könne Spock bibeltreue Zuschauer an den Teufel erinnern.
1987 trat im Fernsehen eine neue Generation der Enterprise-Besatzung ihren Dienst an, beginnend mit „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“. Ebenso wie die Macher der Originalserie setzen auch die Nachfolger neue Akzente: So wurde die Sternenbasis „Deep Space Nine“ von einem schwarzen Commander geführt und auf der „Voyager“ gab erstmals eine Frau als Captain den Ton an.
Nach einem regelrechten Star-Trek-Hype in den 90er Jahren schien das Phänomen ausgereizt zu sein. Die letzte Serie „Enterprise“ wurde 2005 nach vier Staffeln eingestellt. Auch der zehnte Kinofilm „Nemesis“ enttäuschte 2003 viele Erwartungen. Seit einem Neustart („Star Trek“) im Jahr 2009 unter der Regie von J. J. Abrams, der auch der „Star Wars“-Saga neues Leben einhauchte, fliegt die Enterprise vorerst weiter. Der aktuelle Streifen „Star Trek – Beyond“ ist bereits die zweite Fortsetzung des Stoffes über die Frühzeit von Kirk, Spock und Co. Und für das Jahr 2017 hat CBS die mittlerweile siebte Star-Trek-Fernsehserie angekündigt.