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Wissenschaftler fordert mehr Einsatz gegen Muslimfeindlichkeit

Politik- und Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez sieht Handlungsbedarf beim Integrationsauftrag des Innenministeriums: Wer Radikalisierung stoppen will, muss junge Muslime besser integrieren.

Die Diskriminierung von Musliminnen und Muslimen hat EU-weit stark zugenommen, so eine Studie
Die Diskriminierung von Musliminnen und Muslimen hat EU-weit stark zugenommen, so eine StudieImago / Michael Gstettenbauer

Der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez fordert von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), mehr gegen Muslimfeindlichkeit in Deutschland zu tun. Die Ministerin bemühe sich darum, „sowohl gegen den Islamismus als auch gegen den Rechtsextremismus stark aufzutreten und radikale Spitzen zu verbieten“, sagte der Professor von der Universität Erfurt der Düsseldorfer Rheinischen Post. Repressive Maßnahmen seien in Ordnung, wenn auf der anderen Seite betroffene Minderheiten, in diesem Fall die Musliminnen und Muslime in Deutschland, geschützt würden. „Doch hier sehe ich keinerlei Ansätze im Innenministerium“, betonte er.

Der Islam wird stigmatisiert

Neben der Gefahrenabwehr habe das Innenministerium auch einen Integrationsauftrag, „der momentan nicht erfüllt wird“, kritisierte der Wissenschaftler, der dem Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) angehört. Dabei gebe es eine weitverbreitete Stigmatisierung. „Der Islam wird meist nur mit negativen Themen verknüpft und die Interessen der Musliminnen und Muslimen werden vernachlässigt“, erklärte Hafez. In Deutschland lebten vier bis fünf Millionen Musliminnen und Muslime, viele von ihnen seien auch deutsche Staatsbürger. „Sie werden vom Innenministerium im Regen stehen gelassen“, kritisierte der Wissenschaftler.

Muslimfeindlichkeit treibt junge Menschen in Radikalisierung

Hafez verwies zudem auf den Zusammenhang von Muslimfeindlichkeit und Radikalisierung. Gerade bei jungen Menschen sei die Diskriminierungswahrnehmung verstärkender Faktor bei einer Radikalisierung. „Wer etwas gegen islamistische Radikalisierung tun will, der sollte der Islamophobie in diesem Land vorbeugen“, sagte der Wissenschaftler. Doch dieser Zusammenhang werde bislang politisch vernachlässigt.