2 Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Sie kommt aus dem Iran. Sie ist jung, hübsch und fröhlich. Und sie versucht seit Längerem, das Recht auf einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland zu erhalten. Man hat ihr geraten, einen deutschen Mann zu heiraten: Der schnellste Weg zur Aufenthaltsberechtigung. Ihr Rechtsanwalt rät ihr ab: „Tun Sie das nicht. Sie wären auf Jahre von diesem Mann abhängig. Sie müssten ihm gefällig sein, weil er immer damit drohen könnte, die Ehe als Scheinehe auffliegen zu lassen. So soll kein Mensch leben.“
Ehe – entschieden aus freien Stücken?
Wenn ich Paare treffe, die sich trauen lassen wollen, dann frage ich immer, ob sie das aus freien Stücken entschieden haben. Es ist nämlich eine riesige Errungenschaft, dass wir in Deutschland als Mann und Frau frei sind in der Entscheidung, wen wir heiraten wollen und wen nicht.
Frauen zur Zeit Jesu waren nicht frei in der Wahl des Ehemanns. Sie waren abhängig von ihrem Mann und von seiner Familie. Die Männer konnten sich scheiden lassen. Nur die Männer.
Seine Frau „entlassen“: so sollte der Text eigentlich übersetzt werden. Entlassen werden kann schön sein oder nicht: Entlassen werden aus dem Gefängnis ist schön. Die Entlassfeier in der Schule ist schön. Aber: Entlassen werden auf der Arbeit ist selten schön. Obwohl Manager dafür gerne den positiven Begriff „freisetzen“ wählen.
Dank des Evangelisten Markus wissen wir, dass die Pharisäer immer wieder versuchen, Jesus in die Enge zu treiben. Die Pharisäer fragen also Jesus nicht ohne Hintergedanken, ob ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen darf. Sie wissen die Antwort bereits. Mose hat klare Worte dafür gefunden. Er erlaubte, dass ein Mann seine Frau „entlassen“ kann.
Jesus stellt klar, dass Mose einer Trennung nur zugestimmt hat, indem er die Frauen schützte. Jesus sagt: Um eures Herzens Härte willen hat Mose dieses Gebot gegeben.
Wenn ein Mann seine Frau entließ, war sie ohne Versorgung, mittellos und ohne Rechte. Mose hat der Trennung einen offiziellen Charakter gegeben. Damit war es der Frau möglich, eine neue Partnerschaft einzugehen, um wieder abgesichert zu sein. Mose hat die Scheidung aber nicht für gut befunden.
Der Umgang mit Scheidung und Wiederheirat ist zur Zeit Jesu selbst unter den strengen Pharisäern einfach: Hat ihre Ehefrau einen Makel, können sie sich von ihr scheiden lassen und eine andere heiraten. Wir können uns vorstellen, was Jesus meint, wenn er von „Herzenshärte“ spricht.
Darum erklärt Jesus in unserem Text, worum es ihm eigentlich geht: Nicht um ein Verbot, sondern um ein Bild von Beziehung, das Gott schon im Paradies angelegt hat. Gute Ehe ist paradiesisch!
In Freiheit füreinander geschaffen
Mir gefällt das Wort Jesu: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“. Verhält es sich mit der Ehe nicht genauso? Die Ehe ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Ehe.
Jesu Nein gilt der Abhängigkeit! In Freiheit sind wir füreinander geschaffen, um uns gegenseitig Freiheit zu ermöglichen und zu erhalten.
Mir geht das Lied von Andreas Bourani nicht aus dem Kopf: (Vielleicht erinnern Sie sich: Dam Dam Dam Dam)… Ich geb dich frei, ich werd dich lieben, du bist ein Teil von mir geblieben …