Greifswald. Der Organist und Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer aus Greifswald wird neuer Professor für Kirchenmusik an der Universität Greifswald mit Schwerpunkt Chorleitung. Das hat die Uni mitgeteilt. Zum April 2021 soll der 55-Jährige die Stelle antreten, sehr zu seiner Freude. „Als Landeskirchenmusikdirektor bildete die kirchenmusikalische Ausbildung einen Schwerpunkt meiner Tätigkeit“, sagt er. „Dies jetzt zu konzentrieren, ist eine große Chance.“
Junge Menschen auf den Beruf des Kirchenmusikers optimal vorzubereiten, ist dem gebürtigen Emsländer ein besonderes Anliegen. „Die Lehre im universitären Rahmen weiterzuführen, reizt mich“, sagt er. Und eine Stelle als Hochschullehrer in Verbindung mit einer künstlerischen Tätigkeit sei in Deutschland einmalig. Zu der Professur gehört die Leitung des renommierten Bachwochen-Festivals und des Domchors. „Der eigenen Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt“, findet Frank Dittmer. Dass er dabei in die Fußstapfen von Jochen A. Modeß tritt, die als nicht ganz klein gelten, schreckt ihn nicht. „Ich habe großen Respekt vor dem, was Professor Modeß geleistet hat“, sagt er. „Trotzdem ist es möglich, die Stelle weiterzuentwickeln.“
Seit drei Jahren ausgeschrieben
Im September 2018 war Jochen A. Modeß in den Ruhestand gegangen. Schon seit 2017 war die Professur für Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Chorarbeit ausgeschrieben. Warum sie so lange unbesetzt bleiben musste, wollen weder die Universität noch die Nordkirche öffentlich erklären. „Zu Personalfragen dürfen wir keine Auskunft geben“, sagt Annette Klinkhardt, Sprecherin der Nordkirche. Wenn es um die Anstellung eines Hochschullehrers an einer evangelisch-theologischen Fakultät geht, hat die Nordkirche ein Mitspracherecht. Das regelt eine Vereinbarung in Verbindung mit dem Güstrower Vertrag.
Die Bachwoche zu leiten, ist für Frank Dittmer nicht ganz neu. Weil Modeß’ Stelle vakant war, leitete er das Festival schon im Jahr 2019 kommissarisch, zusammen mit dem LKMD aus Hamburg, Hans-Jürgen Wulf, und dem Direktor des Instituts für Kirchenmusik und Musikwissenschaften an der Uni Greifswald, Matthias Schneider. In diesem Jahr veranstalteten Dittmer, Wulf und Schneider die „Bachtage digital“ unter dem Motto „dennoch“ – als Ausgleich für die ursprünglich geplante Live-Bachwoche „paradiesisch“. Die Bachwoche im kommenden Jahr wird die 75. sein. Noch einmal wollen Dittmer, Wulf und Schneider sie künstlerisch zusammen leiten. „Eine höchst erfreuliche Zusammenarbeit“, meint Dittmer.
In der Lehre fühlt er sich der Leitung der Chöre verpflichtet. „Ich freue mich darauf, mit dem Domchor und den weiteren Ensembles Programme zu erarbeiten, die für die Sänger wie auch für die Zuhörer spannend und attraktiv sein werden.“ Daneben möchte er das ganze Spektrum der Kirchenmusik im Blick behalten. „Der Orgel bleibe ich auch in meiner neuen Tätigkeit immer verbunden.“ Darüber hinaus liegt es ihm am Herzen, dass in den Kirchengemeinden genügend gut ausgebildete Kirchenmusiker arbeiten. „Wir sind eine singende Kirche. Kirchenmusiker sollten andere Menschen zum Singen bringen. So entsteht eine Form der Gemeinschaft und der Glaubensweitergabe“, findet er.
Kein Nachfolger in Sicht
In den vergangenen 20 Jahren war Frank Dittmer mit halber Stelle als Landeskirchenmusikdirektor tätig, zuerst als Vakanzvertretung, ab 2002 dann offiziell. Mit der anderen halben Stelle war er Organist im Greifswalder Dom. Er hat die Ausbildung der D- und C-Kirchenmusiker im Sprengel verantwortet – für musikbegeisterte Menschen, die sich berufsbegleitend und nebenamtlich zum Kirchenmusiker ausbilden lassen, zum Spielen der Orgel in ihrer Heimatgemeinde oder auch für die Chorleitung vor Ort.Darüber hinaus arbeitete Frank Dittmer als LKMD in zahlreichen landesweiten Gremien mit, leitete etwa das Kreiskantorenkonvent mit 19 Mitgliedern.
Für seine ab April 2021 vakante LKMD-Stelle und die Stelle als Domorganist ist noch kein Anwärter in Sicht. „Ich hoffe, dass schnell eine Person gefunden wird, die gerne die Kombination aus landeskirchlichen Aufgaben mit praktischer Arbeit in der Greifswalder Domgemeinde übernimmt“, sagt Frank Dittmer. Einen Nachfolger für diesen Doppelposten zu finden, sei wirklich eine Herausforderung, sagt der Greifswalder Dompastor Tilman Beyrich. Frank Dittmer habe diese Stelle phantastisch ausgefüllt. „Er ist ein brillanter Organist. Gleichzeitig sehr gut vernetzt und dann noch engagiert in der Gemeinde“. Das sei eine Seltenheit. Immerhin: Als Leiter des Greifswalder Domchors bleibt Dittmer der Domgemeinde erhalten.