Bundesweit haben vergangenes Jahr 500 Apotheken geschlossen. In Baden-Württemberg arbeiten rund ein Drittel der 2.200 Apotheken nicht wirtschaftlich. Die Branche spricht von einem „Apothekensterben“. Über die Gründe für diese Entwicklung und was die Politik tun sollte, sprach der Evangelische Pressedienst (epd) mit der Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo.
epd: Frau Zambo, warum geht es den Apotheken so schlecht?
Zambo: Das Honorar, das die Apotheken für ihre Arbeit erhalten, wurde seit elf Jahren nicht angepasst. Hier herrscht staatlich verordneter Stillstand. Gleichzeitig sind unsere Betriebs- und Personalkosten deutlich gestiegen und steigen weiter. Die Inflation tut ein Übriges. Anders gesagt: Das Geld, das wir für unsere Arbeit erhalten, reicht vorn und hinten nicht. Alle Apotheken haben massive finanzielle Probleme und insbesondere die kleineren Apotheken halten diesen Druck nicht mehr aus. Für viele Apotheken, die noch durchhalten, fehlt zudem die Perspektive auf eine verbesserte Rentabilität. Wir befürchten, dass das Apothekensterben deshalb noch weiter Fahrt aufnimmt, wenn das Gesundheitsministerium nicht schleunigst und wirkungsvoll durch die Anhebung unserer Honorare entgegensteuert.
epd: Könnten Sie bitte skizzieren, wie die Lage wäre, wenn es keine Apotheken vor Ort mehr gebe?
Zambo: Mal angenommen, alle Apotheken würden abgeschafft und die benötigten Arzneimittel würden irgendwo zentral zur Selbstbedienung auf einen Haufen gekippt – freilich ohne Aufsicht, Lagerung, Logistik, Beratung. Die Medikamente wären also noch da, aber ohne jegliche Sicherheit. Dann würde unser Gesundheitssystem gerade einmal 1,9 Prozent seiner Ausgaben einsparen. Anders gesagt: Für nicht einmal zwei Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung haben wir ein flächendeckendes Netz von Apotheken, haben Arzneimittelsicherheit, haben Beratung und Zuwendung für kranke Menschen und vielfältige pharmazeutische Leistungen. An den Apotheken zu sparen, ist definitiv am falschen Ende gespart. Mehr als das Doppelte, nämlich deutlich über vier Prozent der Ausgaben, entfallen übrigens auf die Verwaltungskosten der Krankenkassen.”
epd: Welche Rahmenbedingungen muss die Politik bieten?