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Wie Medien für Kinder über den Nahost-Krieg berichten

Medien wie ZDF-“Logo”, der Kinderkanal oder Radio Toggo berichten selbstverständlich auch über den Krieg zwischen Israel und der Hamas. Dabei stellen die Redaktionen Unterschiede zum Ukraine-Krieg fest.

Auch Kinder haben Fragen zum Krieg im Nahen Osten: “Könnte ein Krieg in Deutschland ausbrechen? Warum hat die Hamas angegriffen? Wie lange wird der Krieg noch dauern? Wie kann man helfen?” Das sind einige der Fragen, die die Kindernachrichtensendung “Logo!” in ihrer Sendung und auf ihrer Website altersgerecht zu beantworten versucht. Mal gibt es ein Erklärvideo, mal kurze Antworten wie “Das ist schwer zu sagen. Fachleute befürchten jedoch, dass der Krieg länger andauern könnte.”

Die Redaktion von “Logo!”, das zum ZDF gehört und täglich im gemeinsamen Kinderkanal von ARD und ZDF gesendet wird, hat in ihrer Sendung dazu aufgerufen, Fragen an sie zu richten. Denn in den ersten Tagen nach dem Angriff und nach ersten Gesprächen mit Kindern sei der Eindruck gewesen, “dass das Thema nicht so nah an die Kinder herangeht, dass sie auch gar nicht so viele Fragen haben”, erzählt Redaktionsleiterin Constanze Knöchel. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 sei das ganz anders gewesen: “Da hatten wir am Ende mehr als 3.000 Fragen, jetzt zum Nahost-Krieg sind es bislang weitaus weniger.”

Woran das liegt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. “Eine mögliche Erklärung ist sicherlich die im Vergleich zur Ukraine größere Entfernung Israels, das nicht auf dem europäischen Kontinent liegt”, meint Knöchel. Auch die Aufgeregtheit der Eltern sei ein Gradmesser.

Ein weiterer Grund könnte die Zusammensetzung der “Logo!”-Zuschauer sein: So berichten etwa Lehrer von Schulen in Gegenden, in denen mehr Muslime wohnen, davon, dass das Thema bei ihren Schülern sehr präsent sei.

Grundsätzlich seien Resonanz und Bedürfnisse aber auch unter “Logo!”-Zuschauern groß, sagt Knöchel: “Wenn es um Krieg oder Krisen geht, haben wir oft höhere Abrufzahlen.” Die Sendung richtet sich an Acht- bis Zwölfjährige. Dass die Redaktion über den Krieg berichtet, war von Anfang an klar. Schon am ersten Tag des Hamas-Angriffs lief ein Beitrag. “Wir verschweigen kein Thema, da wir die Kinder ernst nehmen”, erklärt die Redaktionsleiterin.

Dabei gilt es, solch ein komplexes und auch angsteinflößendes Thema gut einzuordnen. Man könne kein Grundwissen voraussetzen, betont Knöchel: “Grundsätzlich gilt bei uns: einfache Sätze, nicht mehr als ein Thema pro Beitrag. Wir erklären auch gerne einzelne Begriffe, jetzt zum Beispiel schon Hamas, Gazastreifen und Nahost-Konflikt.” Ein kritisches Thema ist auch die Bilderauswahl: “Wir zeigen nichts, was die Fantasie der Kinder anregt, keine Toten oder gewalttätige Szenen.”

Der Kinderkanal (Kika) hat auf den neuen Nahost-Krieg auch mit Reportagen, Dokumentationen und Dialogangeboten reagiert. Dazu gehören zum Beispiel auch Angebote wie die Serie “Völlig meschugge?!” über Freunde, die in ihrem Schulalltag gegen Mobbing und Antisemitismus ankämpfen. Im Informations- und Beratungsangebot “Kika-Kummerkasten” findet sich das Thema “Wenn dir Nachrichten Angst machen”, das bei Bedarf auch den persönlichen Kontakt zu einem Beratungsteam der Diakonie vermittelt. Eltern können sich ebenfalls beim Kika informieren.

Auch private Kindermedien wie Toggo Radio von Super RTL greifen den Krieg auf. Um dabei keine Angst zu verbreiten, vermeide die Redaktion aber beispielsweise das Wort “Krieg” und rede stattdessen von einem “Konflikt”, teilt RTL auf Anfrage mit. In den Nachrichten und in Gesprächen mit Kollegen und Experten berichte Toggo Radio, das sich an Grundschulkinder richtet, nur sehr vorsichtig über die vielen Opfer des Krieges. “In erster Linie konzentrieren wir uns auf die Folgen des Kriegs, die die Lebenswirklichkeit der Zielgruppe betreffen, zum Beispiel, dass der Konflikt auch für Streitigkeiten auf den Schulhöfen sorgt.”

Toggo Radio hat den Nahost-Krieg von Beginn an ausführlicher thematisiert, als es bei Ausbruch des Ukraine-Kriegs der Fall gewesen war. “Wir können unsere Zielgruppe nicht davor schützen, mit Informationen über den Krieg in Berührung zu kommen, zum Beispiel über den Nachrichtenkonsum der Eltern”, heißt es. Man könne aber Informationen einordnen und verständlich machen. “All das haben wir aus dem Ausbruch des Ukraine-Krieges gelernt und können es jetzt anwenden.”