Predigttext
1 In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. 2 Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen. 3 Darum, liebe Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Geistes und Weisheit sind, die wollen wir bestellen zu diesem Dienst. 4 Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. 5 Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Proselyten aus Antiochia. 6 Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf. 7 Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.
Der Kaffee ist auf! Im wahrsten Sinne des Wortes. Die alten Damen sitzen zusammen, trinken Heißgetränke und reden. Es ist hitzig. Es reicht ihnen. Sie haben eine Zeit lang mitgemacht, immerhin ist die Gemeinde in heller Aufregung. Von heute auf morgen wurde sie erweitert. Tausende Menschen kamen hinzu, ohne Vorwarnung. Die Gemeindeleitung hat alle Hände voll zu tun. Die alten Damen können es ja verstehen, wenn die Prioritäten erst mal andere sind, aber vergessen werden möchten sie nicht! Vor allem, weil die anderen Frauen, die mit der anderen Sprache, nicht vergessen werden. Der Kaffee ist auf!
Frauenhilfe in Ostwestfalen oder im Siegerland? Seniorenkaffee in Dortmund oder in Münster? Nein. Witwentreff in Jerusalem. Zur ersten christlichen Gemeinde gehören auch einige Griechisch sprechende, verwitwete Frauen. Das Zusammenleben mit den Aramäisch-Sprechenden, den Hebräern, in der Gemeinde ist nicht einfach. Als griechische Frauen, die eine andere Herkunft und auch manch andere Bräuche haben, haben sie in Jerusalem kein natürliches soziales Netz, keine Familie und Verwandten, die sie versorgen – anders als die hebräischen Witwen. Und nun werden sie auch noch von der Gemeinde bei der Essensverteilung vernachlässigt. Das geht nicht! Das ist Unrecht!
Die Gemeindeleitung, hier die zwölf Apostel, muss sich etwas überlegen. Wahrscheinlich ist auch hier der Kaffee auf. Als sie zusammensitzen, redet Petrus sich in Rage: „Sollen wir jetzt etwa auch noch das Essen verteilen?“ Sein Kopf wird rot, seine Stimme laut, wild gestikuliert er mit den Händen. „Muss man denn alles selber machen? Die sehen doch, dass wir anderes zu tun haben. Tausende kommen zum Glauben und jetzt sollen wir uns um so etwas kümmern?“ Die anderen stimmen zu.
Irgendwann meldet sich Matthias, der neue unter den Aposteln: „Ähm, ich bin ja noch nicht so lange dabei, aber ich dachte, wir könnten das ja auch einfach offen sagen, dass wir das nicht selbst schaffen.“ „Ja, und dann? Was dann?“, fragt Petrus. „Na ja, wenn es so ein wichtiges Anliegen ist – was ich gut verstehen kann –, dann werden sich ja vielleicht Leute finden, die sich darum kümmern. Überhaupt wäre es doch gut, wenn wir den vielen, die zur Gemeinde gehören, mehr Verantwortung geben würden.“
Und dann: Gemeindeversammlung. Zwar hat man damals noch keinen Kaffee getrunken, aber stellen wir uns dennoch vor: Irgendjemand hat mal wieder Kaffee gekocht, wie das in einer Gemeinde so ist. Der Duft zieht durchs Haus und allein das hat schon eine beruhigende Wirkung. Die Apostel haben geladen und alle sind gekommen. Sie wollen miteinander reden. Die Apostel stellen ihre Überlegungen vor, am Ende heißt es: „Liebe Geschwister, wir können das nicht selbst machen, wir haben andere Aufgaben.“ Unruhiges Raunen ist zu hören. Enttäuschung macht sich breit. Geht man so mit einem Problem um?
„Deshalb seht euch nach sieben Männern aus eurer Mitte um, die einen guten Ruf haben, die voll von Gottes Geist und vernünftig sind. Denen wollen wir die Aufgabe übertragen.“ Erleichterung macht sich breit. „Wir aber bleiben ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes.“ Die Menschen tuscheln. Sie hätten sich zwar gewünscht, dass sich die Apostel selbst darum kümmern, aber mit der Lösung kann man gut leben. Denn es stimmt ja, es ist gut, wenn die Apostel sich um ihre Aufgaben kümmern und andere anderes machen. Sieben Männer werden ausgewählt und eingesegnet.