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Welttag der Alphabetisierung – Lesekompetenz stärkt Demokratie

Schulpflicht ist in Deutschland selbstverständlich. Trotzdem können Millionen Menschen nicht lesen. Ein Verband warnt vor den Folgen für Arbeitsmarkt und Gesellschaft und fordert mehr Unterstützung.

Menschen mit schlechten Lese- und Schreibkenntnissen benötigen nach Ansicht des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) mehr Unterstützung. Anlässlich des Weltalphabetisierungstags am heutigen Montag betonte Direktorin Julia von Westerholt. “Mit Blick auf die mittel- und langfristigen Entwicklungen am Arbeitsmarkt können wir es uns nicht leisten, so viele Menschen einfach abzuschreiben.” Auch könne jeder zehnte Erwachsene wegen mangelnder Grundbildung nur eingeschränkt am politischen und kulturellen Leben teilhaben.

Der DVV warnte deshalb vor dem Ende der 2016 gestarteten Bund-Länder-Initiative “Nationale Dekade für die Alphabetisierung und Grundbildung”, die im kommenden Jahr ausläuft. Eine Fortsetzung sei demnach nicht in Sicht. Den Rückzug bezeichnete der Verband als “bedenklich”. Die Bundespolitik müsse Folgeangebote schaffen. Zudem brauche es “eine Regelförderung der bewährten Lernangebote, sonst fallen leistungsschwache Menschen in Deutschland noch weiter zurück”, warnte von Westerholt.

Mit dem Ende der Alphadekade 2026 stünden erzielte Fortschritte auf dem Spiel, so der DVV. Dabei stiegen die Anforderungen in Alltag und Beruf kontinuierlich, und die Digitalisierung mache gute Lese- und Schreibkenntnisse nicht überflüssig, sondern noch wichtiger als bisher. Auch erfordere der Erhalt der Demokratie Informationskompetenzen.

Der Weltalphabetisierungstag der UNESCO wurde erstmals am 8. September 1966 begangen. Verschiedenen Studien zufolge haben auch in Europa Millionen Menschen keine ausreichenden Lese- und Rechtsschreibkompetenzen. Eine gerade veröffentlichte Analyse der Universität Hamburg geht in Deutschland von 10,6 Millionen Menschen aus, die nicht richtig lesen und schreiben können. Die LEO-Studie 2018 zur Lese- und Schreibkompetenz von Erwachsenen spricht von 6,2 Millionen Betroffenen.