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Weltklimakonferenz: Viel Applaus für ein mageres Ergebnis

Die Klimakonferenz beschließt jährliche Hilfen von 300 Milliarden für arme Länder. Das ist viel zu wenig, kommentiert Timo Teggatz.

Mehr Geld für arme Länder fordert diese Demonstrantin auf dem Klima-Gipfel von Baku
Mehr Geld für arme Länder fordert diese Demonstrantin auf dem Klima-Gipfel von BakuImago / Zuma Wire

Der Hammer fiel mitten in der Nacht – und das im wörtlichen Sinn: Mit einem Schlag hat der Sitzungspräsident aus Aserbaidschan die Ergebnisse der Weltklimakonferenz von Baku besiegelt. Bis 2035 sollen die Klimahilfen für arme Länder auf mindestens 300 Milliarden Dollar jährlich steigen. Als die Entscheidung gefallen war, applaudierten die Teilnehmer sich erst einmal selbst, vermutlich auch aus Dankbarkeit, dass der Verhandlungsmarathon vorbei war.

Denn das Ergebnis der Klimakonferenz verdient Applaus nur bedingt. Die armen Länder hatten eine Billion Dollar gefordert, um die Folgen der Klimakrise wenigstens einigermaßen in den Griff zu bekommen. Diese Zahl ist keine Luftnummer, sondern basiert auf der Empfehlung einer Expertengruppe der Vereinten Nationen. Im Abschlussdokument taucht diese Zahl lediglich als angestrebtes Ziel auf. Unklar ist außerdem, wie sich die 300 Milliarden Dollar pro Jahr überhaupt zusammensetzen sollen.

Klimakonferenz: Mit dem Modus stimmt etwas nicht

Nicht nur das magere Ergebnis zeigt, dass mit dem Modus der Weltklimakonferenzen etwas nicht stimmt. Schon zum dritten Mal in Folge fand die Konferenz in einem Land statt, das von der fossilen Industrie lebt. Das ist ein katastrophales Zeichen und eben auch deshalb schlecht, weil das Gastgeberland viel Einfluss auf den Ausgang der Konferenz hat – siehe Hammerschlag. Wer seine Öl-Vorkommen als “Geschenk Gottes” bezeichnet, der hat wenig Interesse daran, den Klimaschutz voranzubringen und die Welt von fossilen Rohstoffen abzubringen.

Unser Autor Timo Teggatz
Unser Autor Timo TeggatzStudioline

Welche Staaten Geber- und welche als Empfängerländer der Klimahilfen sind, darüber entscheidet eine 30 Jahre alte Einstufung der Vereinten Nationen aus. Damals galten etwa China und die Golfstaaten noch als Schwellenländer – und damit als Empfänger. Sie geben bis heute keinen Cent für die Verschmutzung, die sie mit ihren fossilen Rohstoffen anrichten. Dass das nicht sein kann, ist mehr als einleuchtend.

Niemand kann ernsthaft damit rechnen, dass die Staatengemeinschaft die Klimakrise bald effektiver bekämpft. Schließlich hat in den USA mit Donald Trump bald ein Präsident das Sagen, der den Klimawandel leugnet. Die Pläne für den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen liegen mit Sicherheit schon in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in irgendeiner Schublade. Aber auch in Deutschland dürfte bald ein anderer Wind wehen: Der wohl kommende Kanzler Friedrich Merz hält Windräder für eine Übergangstechnologie. Er will sie abbauen, “weil sie hässlich sind”, und ist der Ansicht, man könne sich mit dem Klimaschutz noch Zeit lassen. Kann man nicht, lieber Herr Merz, fragen Sie mal die Menschen in Valencia oder im Ahrtal.

Erderwärmung: 1,5-Grad-Ziel in weiter Ferne

Die Erwärmung bis maximal 1,5 Grad, wie im Pariser Abkommen festgelegt, ist schon jetzt in weite Ferne gerückt. Möglicherweise reißen wir das Ziel schon in diesem Jahr. Die Klimaforschung sieht uns momentan auf Kurs 2-3 Grad – mit noch schlimmeren Folgen, als wir jetzt schon sehen.

Gibt es also keinerlei Hoffnung in Sachen Klimawandel? Doch, gibt es! Der Absatz von E-Autos wächst, abgesehen von Deutschland, kontinuierlich. Und die erneuerbaren Energien werden bei der Stromerzeugung immer wichtiger, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. China baut Solarenergie in einem atemberaubenden Tempo aus, aber nicht, weil das kommunistische Land etwas gegen Luftverschmutzung tun will – sondern weil Solarenergie unschlagbar günstig ist. Das haben auch viele Kirchengemeinden in Deutschland begriffen und Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern installiert.