Artikel teilen:

Weltgebetstag: “Durch Anschläge ist das Thema aktueller denn je”

Schon lange steht fest: Das Land Palästina soll am 1. März 2024 im Mittelpunkt des Weltgebetstages (WGT) der Frauen stehen. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt die Leiterin des Frauenwerks der evangelischen Nordkirche, Meike Trommler-Müllauer, wie sich die aktuellen terroristischen Anschläge der palästinensischen Hamas auf Israel auf die Veranstaltung auswirken.

epd: Frau Trommler-Müllauer, halten Sie es für schwierig, Palästina nach den Hamas-Anschlägen auf Israel noch in den Mittelpunkt des Weltgebetstages zu stellen oder denken Sie, es ist gerade wichtiger denn je?

Meike Trommler-Müllauer: Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen, die schreckliches Leid erfahren. Dabei liegt unser Augenmerk vor allem auf den Frauen. Frauen, die in Kriegs- und Krisensituationen häufig die am stärksten Leidtragenden sind, und Frauen, die Opfer sexualisierter oder sexueller Gewalt werden.

Natürlich haben wir uns auch sofort die Frage gestellt, wie wir jetzt mit dem Weltgebetstag 2024 umgehen. „…Verbunden durch das Band des Friedens“, so lautet der Titel dieses Weltgebetstages, den das christlich-palästinensische Komitee ausrichtet. Auf erschütternde Weise ist dieser Titel aktueller denn je. Ob und in welcher Form dieses Friedensgebet um die Welt gehen kann, hängt von den zukünftigen Entwicklungen ab. Die Entscheidungen des Internationalen WGT-Komitees werden für uns maßgeblich sein.

epd: Denken Sie über Änderungen im Programm nach?

Trommler-Müllauer: Im Frauenwerk der Nordkirche beraten wir uns über die aktuelle Situation und stehen im Kontakt zur deutschen WGT-Geschäftsstelle und zum Internationalen WGT-Komitee. Aus den Vorbereitungsteams der „WGT-Werkstätten“ erreichen uns viele Fragen, denn in der Nordkirche beginnen die Vorbereitungen für den WGT bereits Anfang November. Für mich ist klar, dass wir in der Durchführung dieser Werkstätten deutlich Bezug nehmen müssen auf die Situation in der Region nach den Terroranschlägen der Hamas.

Im Material zum Weltgebetstag kommen christliche Frauen zu Wort. Christen und Christinnen machen etwa drei Prozent der Religionszugehörigkeit an der Gesamtbevölkerung der Region aus. Sie leben vorwiegend in der Westbank und in Ostjerusalem, aber auch in Nazareth und im Gazastreifen. In der Vorbereitung auf den WGT nähern wir uns ihrem Alltag, ihren Fragen und Wünschen – so wurde es geplant. Die dramatische Lage fordert uns auf, noch genauer und sensibler mit dem anstehenden WGT umzugehen. Das „Band des Friedens“ steht im Mittelpunkt und schließt alle Religionen ein. Nur mit dieser deutlichen Aussage lässt sich meines Erachtens der WGT durchführen.

epd: Sie haben Projektpartnerinnen in Israel und Palästina. Wie spiegeln die Ihnen die jetzige Situation in den beiden Ländern?

Trommler-Müllauer: Die aktuelle Situation erschwert den Dialog und die Zusammenarbeit in den jüdisch-palästinensischen Projekten. Eine Referentin für die Werkstätten hat aus persönlichen Gründen bereits abgesagt, was wir nachvollziehen können. Dennoch versuchen wir natürlich, den Kontakt zu unseren Partnern und Partnerinnen auf beiden Seiten der Konfliktlinie zu halten.