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Weiterfragen

Über den Predigttext am Sonntag Reminiszere: Römer 5,1-5

Predigttext
1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; 2 durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird. 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, 4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, 5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

PS: Hörst du mich eigentlich wenn ich bete?“ Vor mir liegt ein Zettel, den meine Tochter im Religionsunterricht bearbeitet hat. Die Kinder in ihrer Klasse sollten Fragen formulieren, die sie Gott gerne stellen würden. Meine Tochter besucht das sechste Schuljahr und hat einige wichtige Fragen: Was macht Gott eigentlich so und warum hilft er den Menschen nicht? Warum macht er nichts gegen den Terror? Und ob wir als Menschen wohl irgendwann den richtigen Weg zum Frieden finden?
Was mein Kind bewegt, das ist eine ganze Menge, denke ich. Respekt. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage verknüpft sie zwei elementare Fragen. Das eine ist die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes. Wie kann ein guter Gott das alles zulassen, was auf der Welt geschieht. Das andere ist die Frage nach der Fähigkeit des Menschen, aus sich heraus selbst Gerechtigkeit herzustellen. Kann der Mensch das? Frieden finden in dieser Welt? „Papa, kannst du mir die Fragen ernsthaft beantworten?“, hat sie untendrunter geschrieben.

Findet der Mensch Frieden für die Welt?

„Wenn dein Kind dich morgen fragt …“ – mir kommt das Kirchentagsmotto von vor über zehn Jahren in den Sinn. Damals hatte ich mit Freunden und Kollegen einen Jugendgottesdienst vorbereitet. Da ging es ums Fragen. Wir alle, damals noch kinderlos, trugen T-Shirts mit der Aufschrift eines Zitats von Albert Einstein: „Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.“ Jetzt geht es also ans Antworten.
Was ich gerne sagen würde: „Ja, uns Menschen wird das gelingen.“ Und: „Ja, Gott hilft den Menschen.“ Aber ganz so einfach ist das ja nicht. Was die Fähigkeit des Menschen zum dauerhaften Frieden haben angeht, bin ich sehr skeptisch. Ist an der einen Stelle in der Welt Ruhe eingekehrt, bricht an der anderen Stelle ein neuer Konflikt auf. Frieden schaffen und behalten ist ein sehr hoher Anspruch. Doch dass Gott uns Menschen dabei hilft und uns nicht alleine lässt, das glaube ich fest. Es ist möglich, dass wir uns diese Hilfe anders vorstellen würden: am liebsten direkter, spürbarer. Aber so ist das nicht.
Paulus schreibt, dass wir durch Jesus Frieden mit Gott haben. Unsere Hilfe hat also einen Namen. Und sie gründet sich auf Hoffnung. In der Gegenwart aber ist das mit der Hoffnung so eine Sache. Geht Paulus noch davon aus, dass in Krisen oder Bedrängnis die Geduld wächst, ist das in der globalen und vernetzten Welt kaum noch zu vermitteln. In dieser Welt will ich Antworten in Echtzeit, so wie meine Tochter. Und damit will ich mehr als nur als eine Hoffnung. Trotzdem glaube ich das: Weil Jesus lebt, haben wir Frieden mit Gott und haben wir Aussicht auf so etwas wie Gerechtigkeit.
Das Fragen meiner Tochter löst etwas bei mir aus. Ich fange an, über den Grund meines Glaubens nachzudenken. Ich komme an Grenzen – am Ende kann ich die Fragen so nicht beantworten. Aber ich kann etwas anderes. Ich kann versuchen, meinen Glauben als einen Weg der Annäherung an Gott zu beschreiben. Eine Spur für diese Annäherung finde ich im Leben und im Wirken Jesu Christi.

Eine Kinderantwort mit Gewicht

Und noch etwas. Einen Gedanken teile ich mit Sven, einem Mitschüler meiner Tochter. Der hat nämlich die Rückseite ihres Zettels ausgefüllt. Seine Aufgabe war anscheinend, sich Gedanken zur Vorderseite zu machen und Antworten zu geben. Auf die Frage: „Warum hilfst du den Menschen nicht?“ schreibt er: „Tu ich doch. Ohne mich würde es nur noch mehr Verbrechen geben.“ Da ist was dran.
Hört Gott, wenn ich bete? Weiß Gott um den Zustand dieser Welt? Ich glaube, dass Gott unsere Gebete annimmt. Dass wir darin bei ihm aufgehoben sind.