Die Opferschutzorganisation „Weisser Ring“ in Mecklenburg-Vorpommern hat im vergangenen Jahr 465 Fälle von Kriminalitätsopfern betreut. Das seien 35 Fälle mehr als im Jahr 2023, teilte der „Weisse Ring“-Landesverband MV auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Schwerin mit. Insgesamt seien im Jahr 2024 finanzielle Hilfen in Höhe von rund 192.600 Euro an Kriminalitätsopfer geleistet worden (2023: rund 215.700 Euro), hieß es. Derzeit seien beim „Weissen Ring“ in MV 97 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 14 Außenstellen tätig. Es würden weitere Menschen gesucht, die Kriminalitätsopfern ehrenamtlich beistehen wollen.
Im Vergleich der Jahre 2023 und 2024 hat die Opferschutzorganisation nach eigenen Angaben in MV beim Delikt „Körperverletzungen“ einen Anstieg von 17,6 Prozent (2023: 199; 2024: 234) zu verzeichnen. „Davon fallen mit einer Zunahme von 34,4 Prozent 160 Fälle (Vorjahr 119) in den Bereich häusliche Gewalt“, hieß es. Anstiege habe es auch in den Bereichen der Sexualdelikte (2023: 101 Fälle; 2024: 111 Fälle) und des Stalkings (2023: 34 Fälle; 2024: 41 Fälle) gegeben.
Die Flucht in ein Frauenhaus sei für Betroffene manchmal die einzige Möglichkeit, sich häuslicher Gewalt zu entziehen, hieß es. Doch es mangele bundesweit an freien Plätzen für Frauen und deren Kinder. Das bedeute, dass es in einer Notsituation für sie oft keinen Zufluchtsort gebe.
Frauenhäuser finanzieren sich den Angaben zufolge mit Geld vom Land und den Kommunen, hinzu kommen Beteiligungen von Frauen sowie Eigenmittel der Träger, die diese durch Bußgelder und Spenden einnehmen müssen. Letzteres sei aufwändig und unsicher, hieß es. „So standen deutschlandweit zuletzt etwa 7.800 Frauenhausplätze zur Verfügung. Nach der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt, zu der sich Deutschland 2018 verpflichtet hat, wären aber 21.500 Plätze nötig“, so der „Weisse Ring“.
Insofern begrüße der „Weisse Ring“ das Gewalthilfegesetz, weil es die Versorgung verbessere und der Bund sich finanziell beteilige. In den meisten Fällen seien Frauen von Gewalt betroffen, ihr Schutz müsse dringend ausgebaut werden. „Wir kritisieren aber, dass das Gesetz nicht für Männer und Transmenschen gilt. Es ist wichtig, dass alle Betroffenen auf Hilfe zählen können“, erklärte die Opferschutzorganisation.