Advent für Obdachlose und Kinder in London
Von Lea Hanke (18) aus Woltersdorf.Sie ist in der Gemeinde St Mary’s Primrose Hill, (London) und im OK Club tätig.
Die Adventszeit steht normalerweise für eine Zeit der Besinnlichkeit und der freudigen Erwartung. Es scheint aber, sobald man zur Weihnachtszeit in einer Kirchengemeinde arbeitet, könnten Besinnung und zur Ruhe kommen nicht ferner liegen. Neben den üblichen Weihnachtsfeiern, Adventsgottesdiensten, Weihnachtsliedersingen, Krippenspielproben und Schmücken bieten einige Kirchen Londons auch eine Notunterkunft für Obdachlose an. Auch unsere Gemeinden öffnen einmal die Woche ihre Türen für Menschen, die momentan keinen Platz zum Schlafen haben. Sobald die Gäste abends eintreffen, werden die Betten hergerichtet und es wird ein liebevoll zubereitetes Essen serviert. Anschließend bleibt noch viel Zeit zum Spiele spielen, sich austauschen und Gemeinschaft leben, bis nach und nach alle Gäste schlafen gehen. Nach einer meist ruhigen Nacht geht es früh am Morgen mit einem leckeren Frühstück weiter. Danach begeben sich alle auf ihren Weg zur Arbeit oder zur Universität. Oftmals sind die Gründe für die Wohnungslosigkeit nicht selbstverschuldet oder Folge der Lebensweise, sondern Resultat der teuren Immobilienpreise Londons. Auch Weihnachten müssen die Gäste nicht alleine in der Kälte verbringen, sondern können ein durch Spenden finanziertes Weihnachtsessen und Beisammensein in Anspruch nehmen. Die Adventszeit in der St Luke’s Kirchengemeinde wäre nichts ohne die große Weihnachtsfeier für die Kinder der Gemeinde und der Umgebung. Schon Wochen vorher werden Flyer in der Kirche und den umliegenden Schulen verteilt sowie Bilder und Geschichten vom letzten Mal herausgekramt, immer mit dem Versprechen: Dieses Jahr wird es sogar noch besser als letztes Jahr!Wir haben freiwillige Helfer rekrutiert, um die 100 Geschenke in Geschenkpapier verpackt, Spielideen gesammelt und alle zerbrechlichen und wertvollen Gegenstände aus der Kirche in sichere Entfernungen oder Höhen verlagert. Das Foto (Mitte) fängt ein wenig die Stimmung ein, denn einzig und allein für die strahlenden Gesichter der ungefähr 70 Kinder, die an der Feier teilgenommen haben, hat sich der Aufwand mehr als gelohnt. Wir hatten einen wundervollen Nachmittag voller Lachen und lustiger weihnachtlicher Spiele. Jedes Kind ging am Ende mit einem Geschenk nach Hause, einem kleinen Vorgeschmack auf das Weihnachtsfest. Auch die Weihnachtstraditionen der Kirchengemeinde St Mary’s Primrose Hill lassen die Menschen der Gemeinde erstrahlen. Ein wirklich schöner Brauch ist der Weihnachtsbrunch, zu dem alle Mitglieder der Gemeinde eingeladen waren. Bei dem Verspeisen der zahlreichen mitgebrachten Leckereien hatte man die Möglichkeit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Spannend waren auch die Erzählungen über persönliche Weihnachtstraditionen, da die Menschen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt kommen. So haben wir gelernt, wie Weihnachten in Neuseeland, Spanien, Griechenland, auf den Philippinen und natürlich in Großbritannien gefeiert wird.
Posaunen im Heiligen Land
Von Helena Lindner (18) aus Bad Lauchstätt die Bläser in Talitha Kumi und anderen Schulen unterrichtetundRahel Meinhof (18) aus Berlin-Schöneberg, die in der Schule Talitha Kumi in Beit Jala und im Internat arbeitet.
Es ist kurz vor Weihnachten, doch wettermäßig befinden wir uns eher Anfang Oktober. Blauer Himmel, ein paar Wolken und viel Sonnenschein kommen uns entgegen. So schnell sind die ersten vier Monate unseres Freiwilligendienstes vergangen. Weihnachten steht vor der Tür und neben dem Schmücken und obligatorischen Plätzchenbacken freuen wir uns auf die gemeinsamen Gottesdienste am Heiligen Abend in Bethlehem und in der Erlöserkirche in Jerusalem, welche natürlich musikalisch auch mit von „Brass for Peace“ umrahmt werden.„Brass for Peace“ ist ein deutscher Verein, welcher im Heiligen Land Instrumentalunterricht für Blechblasinstrumente auf der Basis der Posaunenchorarbeit ermöglicht. In Kooperation mit dem Berliner Missionswerk werden dafür jedes Jahr zwei Volontäre in die Schule Talitha Kumi nach Beit Jala entsandt. Sie unterrichten noch in zwei anderen Schulen: in der Dar Al Kalima Schule in Bethlehem und in der Evangelisch-Lutherischen Schule in Beit Sahour. Dabei möchten wir als Verein Menschen aus der Bläserarbeit in Deutschland für das Heilige Land interessieren und sie für diese komplexe, politische Situation sensibilisieren. In den lutherischen Schulen und Gemeinden wird eine Bläserarbeit aufgebaut, die Freude bereitet und zum Lob Gottes in einer doch recht komplizierten Welt ermutigt. Das Musizieren wirkt sich positiv auf die Kinder aus: gegenseitige Unterstützung sowie ein besseres Selbstbewusstsein stärken die eigene Persönlichkeit. Die Kinder lernen über die Musik ihre Emotionen besser zu artikulieren und entwickeln beim gemeinsamen Musizieren die Basis für ein friedliches Miteinander in einem konfliktreichen Umfeld. Ganz Bethlehem ist bunt geschmückt und erstrahlt mittlerweile in den lustigsten farblichen Kombinationen und in jedem Laden hört man bekannte Weihnachtsmusik. Dass nicht immer alles so friedvoll und ruhig ist, wie man sich es vielleicht auch gerade zu Weihnachten wünscht, zeigen uns gerade die letzten zwei Wochen, nachdem die Entscheidung von US-Präsident Trump verkündet wurde, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Diese Entscheidung beeinflusst auch unser tägliches Leben in dieser Region, sei es, wenn Straßen unsicher werden oder Freunde absagen, die einen eigentlich besuchen wollten. Auch durch solche Erlebnisse lernen wir nicht nur die Situation und teilweise Ausweglosigkeit der Menschen zu verstehen, sondern auch den Freiheitsbegriff neu zu definieren. Das scheint nicht immer einfach, gerade wenn man sich bemüht, beide Seiten zu verstehen. Die Hoffnung auf Frieden, mag sie manchmal klein und doch manchmal so groß sein, trägt uns hier durch unser Jahr. Vielen Menschen sind wir schon begegnet, die sich diesen Frieden wünschen. Und gerade zu Weihnachten wird uns in dieser Stadt nichts deutlicher als die Weihnachtsbotschaft von Frieden und Liebe in der Welt.
Weihnachtswandern in Göteborg
Von Paul Erchinger (18) aus Berlin-Charlottenburg.Er arbeitet in der Björkekärrs Församling Church in Göteborg (Schweden).
Advent in Göteborg – das ist für mich bisher eine sehr musikalische und von vielen Begegnungen geprägte Zeit. Schon der erste Advent war reich gefüllt mit zwei Gottesdiensten voller Musik, die ich unter anderem im Chor mitgestalten durfte. Am 13. Dezember wird in Schweden das Luciafest gefeiert. Die traditionellen Lucia-Lieder sind allgegenwärtig. Und schon zwei Tage später steht hier der „Julsång“ auf dem Programm: ein Abend mit verschiedenster Weihnachtsmusik von Kinderchor bis Gospel.