Mit einer Trauerfeier in der Nationalkathedrale in Washington haben sich die USA am Donnerstag von Ex-Präsident Jimmy Carter verabschiedet. Der Politiker der Demokratischen Partei war am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben. Der Donnerstag galt in den USA als nationaler „Tag der Trauer“ zu Ehren von James Earl Carter, so sein vollständiger Name. Er war der am längsten lebende Präsident in der Geschichte der USA und amtierte von 1977 bis 1981 im Weißen Haus.
Nach dem Gospellied „Amazing Grace“ würdigte der in wenigen Tagen scheidende Präsident Joe Biden Carter als einen charakterfesten Mann und „großen Amerikaner“. Er habe von Carter gelernt, dass jeder Mensch mit Respekt behandelt werden müsse. Carter sei von bescheidenen Anfängen in einem Elternhaus ohne fließendes Wasser zur Spitze der Macht gelangt. Carter habe das christliche Evangelium und die Ideale der Nation verwirklichen wollen, hob Biden hervor.
Der Enkel des Verstorbenen, Joshua Carter, sprach über den festen christlichen Glauben seines Großvaters. Der frühere Präsident sei zur Anschauung gekommen, dass der tiefe wirtschaftliche Graben zwischen armen und reichen Menschen das größte globale Problem sei. Gegen Ende der Trauerfeier sangen die Country- und Western-Stars Garth Brooks und Trisha Yearwood John Lennons Lied „Imagine“.
Mit dem Versprechen „Ich werde Sie nie anlügen“ war der Nuklear-Ingenieur, baptistische Sonntagsschullehrer, Erdnussfarmer und frühere Gouverneur des südlichen Bundesstaates Georgia 1976 zum 39. Präsidenten der USA gewählt worden. Das stand für Wandel nach Präsident Richard Nixons Watergate-Skandal Anfang der siebziger Jahre. Doch in Carters Amtszeit fielen die Öl- und Wirtschaftskrise. 1980 verlor er die Präsidentschaftswahl gegen den Optimismus ausstrahlenden Republikaner Ronald Reagan.
Im Ruhestand engagierte sich der Ex-Präsident mit seinem „Carter Center“ in Atlanta für internationale Hilfsprogramme und als Wahlbeobachter. 2002 erhielt Carter den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen, internationale Konflikte zu lösen und Demokratie und Menschenrechte zu fördern. Er schrieb 32 Bücher über Politik und seinen Glauben. Im Februar 2023 machte der an Krebs erkrankte Carter bekannt, dass er sich für eine palliative Pflege zu Hause im Kreis seiner Familie entschlossen habe.
Der designierte Präsident Donald Trump sowie die Ex-Präsidenten George W. Bush, Bill Clinton und Barack Obama nahmen an dem Staatsakt teil. Trump saß in der Kathedrale neben Obama, Biden in der Bank vor Trump neben seiner Ehefrau Jill Biden.
Trump, der in der Vergangenheit seinen Amtsvorgänger als „netten Mann“ und „schrecklichen Präsidenten“ verspottet hatte, erklärte nun, „wir alle“ seien dem Verstorbenen zu Dank verpflichtet. Bei einer kürzlichen Pressekonferenz behauptete der Republikaner fälschlich, der Demokrat Carter habe den Panamakanal der Regierung von Panama für einen Dollar gegeben. In Wirklichkeit handelte Carter 1977 Verträge mit Panama aus über die Kontrolle der Wasserstraße.