Von Corinna Buschow (epd)
Anfang November kommt in Magdeburg die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu ihrer Jahrestagung zusammen, erstmals seit 2019 in Präsenz. Viele Mitglieder des Kirchenparlaments, das sich im Mai 2021 unter Corona-Bedingungen digital neu konstituiert hat, dürften sich dann erstmals von Angesicht zu Angesicht sehen. Auch den neuen Rat der EKD hat das Kirchenparlament im vergangenen Jahr digital gewählt.
Die Eröffnung erfolgt im Magdeburger Dom. Vom 6. bis 9. November treffen sich die 128 EKD-Synodalen in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt, und das sei „superwichtig“, sagt die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich. Bei allem Guten an digitalen Formaten habe das persönliche Kennenlernen doch gefehlt, sagt sie.
Die 26-Jährige ist seit Frühjahr 2021 Präses der EKD-Synode, neben dem Rat der EKD und der Kirchenkonferenz mit Vertretern und Vertreterinnen aus allen 20 Landeskirchen eines der drei Leitungsorgane der evangelischen Kirche. Die Synode verabschiedet Kirchengesetze, entscheidet über den Haushalt der EKD und gibt mit ihren Beschlüssen auch inhaltliche Richtungen vor.
Weiter auf Reformkurs
Zuletzt haben die Synodalen 2020 mit einem Reformpaket Wegmarken für die Zukunft gesetzt. Dazu gehörten ein Grundsatzpapier zu Auftrag und Aufgaben der evangelischen Kirche sowie eine langfristige Finanz- und Digitalstrategie. Geprägt sind alle Überlegungen vom Verlust von Kirchenmitgliedern. 2021 sank der Anteil der Bevölkerung, der evangelischer oder katholischer Kirche angehört, auf knapp unter 50 Prozent. 19,7 Millionen Deutsche gehören der jüngsten Statistik zufolge noch der evangelischen Kirche an.
Hinter den von der vergangenen Synode beschlossenen Reformkurs stellt sich auch Heinrich. Die Strategien und Leitsätze dürften nicht aus dem Blick geraten, sagt sie dem epd. Noch einen „Push“ könnte nach ihren Worten die Kommunikation der Kirche mit ihren Mitgliedern bekommen. „Das fängt bei unserer gemeinsamen Erkennbarkeit an und hört bei Datenbanksystemen noch nicht auf“, sagt Heinrich. Eine Rundmail an Mitglieder einer Kirchengemeinde ist heute nicht nur Seltenheit, sie ist wegen nicht vorhandener Daten vielerorts gar nicht möglich. Dort gebe es Nachholbedarf: „Wir müssen besser darin werden, zielgenau und erkennbar auf unterschiedlichsten digitalen Kanälen mit unseren Mitgliedern zu kommunizieren.“
Erster Bericht von Kurschus
Vor der Synode wird in diesem Jahr erstmals die im November 2021 gewählte EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus ihren Bericht abgeben. Nach ihrer Wahl zur höchsten Repräsentantin der deutschen Protestanten hatte die westfälische Präses das auch für die evangelische Kirche Thema sexualisierte Gewalt zur Chefinnensache erklärt. Ein halbes Jahr davor scheiterte das Gremium zur Beteiligung Betroffener an Aufklärung und Prävention von Missbrauch.
Opfern auf Augenhöhe begegnen
Seit diesem Jahr gibt es das Beteiligungsforum als neues Format, in dem Menschen, die in der evangelischen Kirche oder Diakonie sexualisierte Gewalt erlitten haben, auf Augenhöhe in Entscheidungen eingebunden werden sollen. Das gilt laut Heinrich, die dem Forum angehört, auch für die Synode. „Wir werden die dazugehörigen Tagesordnungspunkte jetzt immer gemeinsam vorbereiten“, sagt sie. Auch jede Entscheidung des Kirchenparlaments müsse im Beteiligungsforum vorbesprochen werden, womit die Synode wie andere Gremien der EKD auch, Macht abgibt. Heinrich erwartet, dass das nicht immer einfach sein wird. „Wir werden viel aushalten müssen“, sagt sie. Aber das sei richtig und wichtig: „Ich stehe zu diesem Ansatz, der unsere demokratischen Entscheidungswege mit der direkten Beteiligung Betroffener zusammenbringt.“
Auf der Tagesordnung der Synode in Magdeburg steht auch der kirchliche Klimaschutz. „Die Synode fordert hier schon ein, dass die Kirche auch selbst Maßnahmen für mehr Klimaschutz ergreift“, sagt Heinrich und verweist auf die kürzlich von EKD und Kirchenkonferenz verabschiedete Klimaschutzrichtline.