Mehr als 900 000 Aufrufe hat das YouTube-Video bereits. Und tatsächlich macht der Titel neugierig. Es geht nämlich um „Zehn Menschen, die extremes Glück hatten“. Gleich zu Beginn des kleinen Films wird ordentlich Spannung erzeugt, denn am Ende der Liste soll eine ganz besondere Person stehen, mit der niemand rechnen würde.
Zunächst sind die Beispiele allerdings eher erwartbar und nur schwer auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Ein Amerikaner wird im Laufe seines Lebens siebenmal vom Blitz getroffen und immer nur leicht verletzt. Eine Frau verliert ihren Lottoschein und kann nur durch einen ehrlichen Finder ihren Millionengewinn einstreichen. In Tansania findet ein junger Mann einen riesigen Edelstein und baut von dem Erlös eine Schule und ein Einkaufszentrum.
Zum Staunen die Geschichte des Nachwuchsschauspielers Harrison Ford, der zunächst als Schreiner tätig ist und dabei für den Film entdeckt wird. „Star Wars“ und „Indiana Jones“ machten ihn später weltberühmt.
Fast am Ende der Glücks-Liste dann ein Schmunzler: Ein Strafzettel kann nicht zugestellt werden, weil eine tieffliegende Taube das Nummernschild des Verkehrssünders beim Blitzen verdeckt. So weit so glücklich. Nun kommt die letzte Person dran. Und da heißt es: „Diese Person bist du!“
Der Sprecher zählt auf, warum der Betrachter des Videos im Leben schon viel Glück hatte: „Du lebst, was auch in jungen Jahren nicht selbstverständlich ist. Du wohnst in einem der reichsten Länder der Welt und zu einer Zeit, in der Wissenschaft und Medizin weit entwickelt sind.“ Selbst wenn einen das Schicksal schon hart getroffen habe, würde es nie schaden, sich ins Bewusstsein zu rufen, „wieviel Glück jedem einzelnen von uns schon widerfahren ist“. Fast jeder Mensch könne Gründe finden, um dankbar zu sein.
Ein erstaunlich tiefer Gedanke für ein Video, das zunächst wirkt wie tausend andere auch. Reißerischer Titel, grelles Aufmacher-Foto. Am Ende präsentiert das YouTube-Filmchen aber eine Weisheit, die schon in den alten Texten der Bibel vorkommt. Etwa in Psalm 103: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Hier wird allerdings auch ein Unterschied zu dem Glücks-Video deutlich. Die Dankbarkeit hat nämlich einen Adressaten. Wer sein Leben im Gespräch mit Gott führt, der dankt nicht ins Leere. Er dankt demjenigen, der – wie Christinnen und Christen glauben – die Welt und jeden Menschen geschaffen und gewollt hat.
Wofür Psalm und Video gleichermaßen werben, ist aber tatsächlich manchmal leichter gesagt als getan. Nicht immer im Leben gelingt es, Glück in Dankbarkeit zu verwandeln. Als Jesus einmal zehn Menschen vom Aussatz heilt, geht nur einer von ihnen zu Jesus und dankt ihm dafür.
Es bleibt wohl eine lebenslange Übung. Gut, dass immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird. Und sei es durch ein kleines YouTube-Video.