Artikel teilen:

Warum der Panamakanal neue Begehrlichkeiten in den USA weckt

Mit seinem Griff nach einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt hat der künftige US-Präsident Donald Trump für Wirbel gesorgt. Für das Interesse gibt es handfeste Gründe.

Zwar ist das Porzellan schon zerschlagen, trotzdem versucht Noch-US-Außenminister Antony Blinken, die Wogen zu glätten. An der Hoheit über den Panamakanal “wird sich nichts ändern”, versicherte der in Kürze aus dem Amt scheidende Chefdiplomat Washingtons. “Wir haben seit vielen Jahren einen Vertrag und eine Politik – und das wird sich nicht ändern”, so Blinken. Es lohne sich nicht, Zeit dafür zu verwenden, sagte er in seiner letzten Pressekonferenz mit Blick auf die Drohung Donald Trumps, die Kontrolle über die Wasserstraße wiederzuerlangen. Der Wahlsieger wird am Montag sein Amt als 47. Präsident der Vereinigten Staaten antreten.

Blinkens designierter Nachfolger stellte klar, dass es sich bei Trumps Einlassungen nicht um leere Worte handelt. Marco Rubio, dessen obligatorische Anhörung vor dem Senat in Lateinamerika mit großem Interesse verfolgt wurde, sprach jüngst ein heiklen Punkt an: Die USA könnten Chinas Einflussnahme auf den Panamakanal als Verletzung der Bedingungen für die Übergabe an die Panamaer werten. Zugleich versuchte Rubio, nach dem Vorpreschen Trumps eine Brücke zu bauen: “Panama ist ein großartiger Partner in vielen anderen Fragen, und ich hoffe, dass wir die Frage des Kanals und seiner Sicherheit klären können.”

Panama wurde von den Vorwürfen überrascht. Präsident Jose Raul Mulino gilt als einer jener Staatschefs der Region, die den USA politisch am nächsten steht. Darum wirkte Panama-Stadt vom unabgesprochenen Vorgehen des Trump-Teams überrumpelt, zumal man dort gerade erst zu einem Partner in der Migrationspolitik aufgestiegen war. Das mittelamerikanische Land schiebt seit Monaten Migranten, die ohne gültige Papiere über die Grenze kommen, zurück in ihre Heimat ab. Die USA bezahlen die Flüge.

Der Panamakanal gilt als eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt und verbindet den Pazifik mit dem Atlantik. Gebaut wurde er von den USA, die Konstruktion verschlang 375 Millionen Dollar, was nach heutiger Kaufkraft mindestens 35 Milliarden Dollar entsprechen würde. “Der Kanalbau wurde damals als Triumph der Technik über die Natur gewertet”, sagte die US-Historikerin Julie Greene, Autorin einer einschlägigen Studie. Sie untersuchte die Bedeutung des Kanals für den Aufstieg der USA zur Supermacht: “Tatsächlich war das Besondere aber die logistische Organisation und die straffe Führung der Arbeiter”, erläuterte Greene der Zeitung “Welt”.

Mehr als 6.000 Arbeiter aus den USA waren am Bau – eröffnet wurde der Kanal am 15. August 1914 – beteiligt, rund 35.000 aus der Karibik. Es war also keinesfalls nur ein Werk US-amerikanischer Arbeiter, wie Trump behauptet. Für den Handelsriesen USA ist die Wasserstraße allerdings von zentraler Bedeutung für den Import- und Export von Waren.

Am 31. Dezember 1999 ging der Panamakanal in den Besitz Panamas über. Für die Verwaltung ist die Behörde ACP (Autoridad del Canal de Panama) verantwortlich. Mit den Durchfahrtsgebühren nimmt das Land unter anderem die nötigen Gelder ein, um das Infrastrukturprojekt auszubauen und zu modernisieren, um es für riesige Frachter der neuesten Generation vorzubereiten. Die zwischen den USA und Panama abgeschlossenen Torrijos-Carter-Verträge regeln, dass die Nutzung Schiffen aller Nationen, auch Kriegsschiffen, ohne Benachteiligung gegen Zahlung der Transitgebühren zu gewähren ist. Von einer Sonderrolle für die USA ist also keine Rede.

China wiederum liebäugelt seit Jahren mit dem Bau eines Nicaragua-Kanals als Konkurrenzprojekt. Doch sind die geografischen Voraussetzungen schwieriger und die Kosten so gigantisch, dass Experten an der Realisierbarkeit zweifeln.