Genf. Der Papst steigt aus seinem schnuckeligen Fiat, er strahlt und nimmt den lutherischen Pfarrer in die Arme. Gemeinsam schreiten Franziskus und der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, in die schlichte Genfer Zentrale des ökumenischen Dachverbandes. Franziskus sagt, er sei "als Pilger auf der Suche nach Einheit und Frieden" gekommen. Sofort erobert der Gast aus Rom die Herzen der Mitarbeiter des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).
Der Besuch des Heiligen Vaters im Juni in Genf markierte einen Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Jubiläum des Ökumenischen Rates der Kirchen. Es war erst der dritte Besuch eines Papstes beim Rat, seit dem dieser am 23. August 1948 ins Leben gerufen wurde. Am Donnerstag, 23. August, will der ÖRK in seiner Gründungsstadt Amsterdam noch einmal feiern. Inzwischen vereint er 350 Mitgliedskirchen – die römisch-katholische Kirche ist kein Mitglied.
Willkommenes Signal
Der Papst-Besuch rückte das mitunter schwierige Verhältnis des multikonfessionellen Bundes zum Vatikan wieder verstärkt ins ökumenische Bewusstsein. Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, wertete die Aufwartung des Pontifex in Genf als willkommenes Signal für eine tiefere ökumenische Zusammenarbeit. "Ich war sehr erfreut, dass er einen ganzen Tag mit uns verbracht hat", betont die Auslandsbischöfin, die auch Mitglied im ÖRK-Zentralausschuss ist.
Die Bischöfin pflichtete dem Oberhaupt der Katholiken bei, dass die Christen den großen globalen Krisen wie Armut, Klimawandel, Unterdrückung und gewalttätigen Konflikten begegnen müssten. "So viele Menschen hungern, leiden, werden gequält, da müssen wir Christen gemeinsam alles versuchen, um diese Welt besser zu machen", forderte Bosse-Huber.
Im ÖRK hoffen viele auch auf eine engeren Schulterschluss der Kirchen, um den verfolgten Christen in muslimisch geprägten Ländern beizustehen. Margarita Nelyubova, russisch-orthodoxe Christin und Mitglied des Zentralausschusses, erklärte: "Der Mittlere Osten ist im Moment eine Brutstätte für Probleme. Aber es gibt auch Anzeichen, dass Christen in anderen Teilen der Welt verfolgt werden, zum Beispiel in einigen Ländern Asiens", sagt Nelyubova. Die ökumenische Familie müsse mehr tun, "um unsere verfolgten Brüder und Schwestern zu verteidigen und daran mitzuwirken, die verheerende Krise zu beenden".