Es ist einer der wichtigsten deutschen Auszeichnungen: 2025 wird der Historiker Karl Schlögel mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt – als Kenner Russlands und Warner vor Putin.
Der Historiker Karl Schlögel (77) wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025 geehrt. Schlögel sei einer der besten Kenner der russischen und osteuropäischen Geschichte, teilte der Börsenverein am Dienstag in Frankfurt mit.
Auch habe Schlögel sehr früh vor dem autoritären Nationalismus Wladimir Putins und dessen aggressiver Eroberungspolitik gewarnt, sagte die Jury-Sprecherin Karin Schmidt-Friderichs. “Eindrücklich beschreibt Schlögel die Ukraine als Teil Europas und fordert auf, das Land um unserer gemeinsamen Zukunft willen zu verteidigen.” Schlögels Appell sei: “Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.” Die Preisverleihung findet am 19. Oktober in der Frankfurter Paulskirche statt.
Schlögel hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zu Kultur, Gesellschaft und Geschichte Russlands und der Sowjetunion veröffentlicht. Ausgezeichnet wurde er beispielsweise für seinen Band “Terror und Traum. Moskau 1937” über die Stalin-Zeit. Häufig greift er in seinen Texten persönliches Erleben auf.
Die Preisjury beschrieb Schlögel als “Wissenschaftler und Flaneur” sowie als “Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen”. Sein Verdienst sei es, die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland auf blinde Flecken zu lenken, Neugier zu wecken und Vorurteile zu überwinden.
Schlögel wurde für sein publizistisches Werk vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Gerda-Henkel-Preis 2024. Schlögel studierte in Berlin Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik. Seit den 1960er Jahren reiste er häufig nach Osteuropa und in die Sowjetunion. Er arbeitete auch als Journalist. Von 1995 bis 2013 war Schlögel Professor an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Zuvor lehrte er an der Universität Konstanz osteuropäische Geschichte. Sein jüngstes, 2023 erschienenes Buch “American Matrix” befasst sich mit der Geschichte der USA im 20. Jahrhundert.
Der Friedenspreis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche verliehen. Er ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Publizistin Anne Applebaum.
Die Auswahl der Preisträger obliegt dem Stiftungsrat des Deutschen Buchhandels. Dessen aktuelle Mitglieder sind: Klaus Brinkbäumer, Peter Frey, Raphael Gross, Moritz Helmstaedter, Jo Lendle, Jagoda Marinić, Ethel Matala de Mazza, Christiane Schulz-Rother und Karin Schmidt-Friderichs.