Artikel teilen:

Wann ist ein guter Zeitpunkt, aufzuhören? Karriere-Coach gibt Rat

Rheinland-Pfalz’ Ministerpräsidentin Malu Dreyer zieht sich früher als geplant von ihrem Amt zurück, Nationalkicker Toni Kroos will seine Karriere bald ebenfalls beenden. Gibt es einen richtigen Zeitpunkt, um aufzuhören?

SPD-Politikerin Malu Dreyer kündigt ihren Rücktritt an, weil ihr die Kraft zunehmend fehle, und Deutschlands Fußball-Nationalspieler Toni Kroos will seine Karriere auf dem Höhepunkt beenden – um aufzuhören, gibt es unterschiedliche Zeitpunkte. Aber welcher ist der richtige?

Die Bonner Karriere-Coachin Silke Grotegut (54) berät seit rund zehn Jahren Führungskräfte und Manager und erklärt: “Den einen richtigen Zeitpunkt für das Karriereende oder den Jobwechsel gibt es nicht. Aber es gibt einige Fragen, mit denen man zumindest herausfinden kann, ob eine Veränderung Sinn macht und was einen dazu eigentlich motiviert.”

“Das Allerwichtigste ist, dass das Finanzielle geregelt ist”, sagt die Coachin. Sei das der Fall, lohne sich herauszufinden, ob und was man im beruflichen Leben noch erreichen wolle. “Will ich mich weiterentwickeln, bin ich von innen heraus motiviert, oder trage ich nur Glaubenssätze in mir, nach denen ich nicht aufhören darf, mich anzustrengen?”, nennt Grotegut Beispiele. Je näher vor allem Gutverdiener dem Ruhestand kämen, desto häufiger stelle sich ihnen die Frage nach einer guten Work-Life-Balance, ist die Erfahrung der Beraterin. “Viele fragen sich daher auch, ob das Verhältnis von Arbeit und Freizeit noch stimmt und ob sie überhaupt noch Freude an ihrem Beruf haben”, erklärt sie.

Weitere Fragen seien, ob man sein Talent im Job überhaupt richtig zur Geltung bringen könne oder ob man genug Wertschätzung erfahre. Manchmal reiche schon die Beantwortung einer dieser Frage aus, um sich für den gegebenenfalls frühen Ruhestand oder den Jobwechsel zu entscheiden, sagt Grotegut. “Aber meistens ist es eine Zusammenschau dieser Punkte.”

Wer gesundheitlich an seine Grenzen komme – wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer – habe einen sehr klaren Grund für einen selbstbestimmten Rückzug. Typen wie Toni Kroos sei es hingegen offenbar auch wichtig, ihre Karriere an jenem Zeitpunkt zu beenden, an dem sie als erfolgreich in Erinnerung blieben. “Lieber einen Ticken zu früh, als zu spät”, erklärt Grotegut.

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), hatte vergangene Woche ihren Rücktritt angekündigt. “Ich gehe mit schwerem Herzen, weil ich mir eingestehen muss, dass meine Kraft nicht mehr ausreicht”, erklärte die 63-Jährige, die seit Jahren an Multiple Sklerose leidet. Fußballer Toni Kroos, 34, hatte wiederum im Mai sein Karriereende angekündigt und bei Instagram mitgeteilt: “Ich bin glücklich und stolz, dass ich in meinem Kopf den richtigen Zeitpunkt für meine Entscheidung gefunden habe und selbst entscheiden konnte.”