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Wahlkampfhilfe radikaler Christen könnte Trump-Team Ärger einbringen

Laut Recherchen des Netzwerks “ProPublica” droht dem Wahlkampf-Team von Donald Trump Ärger mit der Steuerbehörde. Der Vorwurf: verdeckte Wahlkampfunterstützung durch eine gemeinnützige christliche Organisation.

Schauplatz Monroeville im US-Bundesstaat Pennsylvania: Auf dem Höhepunkt der “Courage”-Wahlkampftour durch die umkämpften Swing States trat hier Ende September der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance auf. Eingeladen hatte ihn eine wenig bekannte Organisation mit dem Namen “Ziklag”. Die Veranstalter der “Courage Tour” spielen damit auf die biblische Geschichte von König David an, der in der Stadt Ziklag Zuflucht gefunden hatte, bevor er zum König von Israel aufstieg.

Öffentlich in Erscheinung für die Organisatoren treten der selbst ernannte Prophet Lance Wallnau und der evangelikale Prediger Mario Murillo. Formal hatte Wallnau den Republikaner Vance zu einem Podcast eingeladen. Donald Trumps Wahlkampfteam ließ in einer Ankündigung jedoch kaum Zweifel, dass Vance als “Teil der Courage Tour” auftrete. Steuerrechtsexperten sehen darin mögliche Verstöße gegen geltendes Recht.

Recherchen des Investigativ-Netzwerks “ProPublica” besagen, dass die Geldgeber hinter “Ziklag” in diesem Jahr etwa 700.000 Dollar für gezielte Kundgebungen in Swing States ausgeben wollten. Das Ziel: vor allem christliche Wähler mobilisieren. Gemeinnützigen Organisationen ist es aber gesetzlich untersagt, sich direkt oder indirekt in Wahlkämpfe einzumischen.

“Ziklag” wird vorgeworfen, sich genau daran nicht gehalten zu haben. Vergleichen die Evangelikalen Trump doch bei jeder Gelegenheit mit König David, der trotz seiner Fehler ein Werkzeug Gottes gewesen sei. Überdies ist Wallnau ein regelmäßiger Gast in der Trump-Villa Mar-a-Lago.

Der christliche Aktivist hat eine politische Agenda. Er bezeichnet Vizepräsidentin Kamala Harris als “besessen” und wirft ihr Hexerei vor. Ein “okkulter Geist” wirke durch sie und in ihr, so die eigenwillige Ansicht Wallnaus. Murillo heizt die Stimmung im aktuellen Wahlkampf zusätzlich an. “Wir bereiten uns auf einen Krieg vor”, rief er kürzlich Zuhörern im Bundesstaat Wisconsin zu.

Die Veranstaltungen folgen stets dem gleichen Drehbuch mit emotionalen Predigten, Heilungsversprechen und apokalyptischen Szenarien. Im Zentrum steht die “Sieben-Berge-Strategie”. Sie ruft Christen auf, in gesellschaftlichen Bereichen wie Politik, Bildung, Wirtschaft, Militär und Kultur Einfluss zu nehmen. Wallnau etwa meint, dass überall, wo die Kirche ihre Autorität nicht ausübe, ein ungutes Vakuum entstehe. Kritiker verstehen das als eine Art Aufruf zur Machtergreifung.

Bisher fanden unter der Regie von “Ziklag” fünf große Veranstaltungen in wichtigen Wechselwählerstaaten statt, mit Tausenden Teilnehmern. Experten wie Matthew Taylor weisen auf die Schnittmenge der Bewegung mit Gewalttätern beim Sturm auf das Kapitol 2021 hin. Der Autor des Buches “The Violent Take It by Force” hält Wallnau für einen Ideengeber christlicher Nationalisten, die sich an dem Angriff beteiligten.

Der Katholik J.D. Vance nutzt den Einfluss von “Ziklag” offenbar dennoch, um die wichtige evangelikale Wählerbasis zu mobilisieren. Nach Ansicht von Beobachtern war dies das eigentliche Motiv hinter seinem Auftritt in Pennsylvania.

“New-York-Times”-Autor David French wertet die “Courage Tour” als Beleg für die symbiotische Beziehung zwischen Trumpismus und christlichem Nationalismus. Trump sei zu einer messianischen Figur erkoren worden. Und der Auftritt von “Running Mate” Vance belege, dass die Bewegung im Lager des US-Präsidentschaftskandidaten angekommen sei.

Sollte die Steuerbehörde zu einem ähnlichen Schluss gelangen, könnte dies erhebliche Konsequenzen für die Beteiligten haben. Neben möglichen Verstößen gegen das Steuerrecht sehen einige Experten laut “ProPublica” potenzielle Verletzungen des Wahlkampfrechts.