Der Präsident des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, hat anlässlich des Volkstrauertags zum Einsatz für die Demokratie aufgerufen. „Wer den Frieden will, muss Demokratie stärken“, sagte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr zum Auftakt der zentralen Gedenkfeier am Sonntag im Bundestag. „Demokratie ist ein Mosaik, das aus vielen Teilen besteht.“
Schneiderhan erinnerte an die bis zu 70 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs. Deutschland habe nicht vergessen, dass von Berlin aus der Krieg geplant und ausgeführt wurde, bevor er auf Berlin zurückgeschlagen habe. Dass die europäischen Nachbarländer, die zunächst Opfer des Kriegs gewesen seien, Deutschland die Hand gereicht hätten, „dafür sind wir dankbar“, sagte Schneiderhan.
Zugleich erinnerte er an den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. „Jeden Tag sterben Menschen auf beiden Seiten“, sagte Schneiderhan. Die russischen Soldaten seien dabei Teil einer brutalen Militärmaschinerie. „Der Feldzug richtet sich also nicht zuletzt auch gegen das eigene Volk“, sagte Schneiderhan.
An der zentralen Gedenkfeier im Bundestag nahmen unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sowie Vertreter der Kirchen teil.
Am Volkstrauertag gedenkt Deutschland der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. 1922 fand im Deutschen Reichstag in Berlin auf Initiative des 1919 gegründeten Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge die erste offizielle Feierstunde in Erinnerung an die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs statt – damals in der Passionszeit vor Ostern. Während der NS-Diktatur machten NSDAP und Wehrmacht den Tag zum propagandistischen „Heldengedenktag“. In der Bundesrepublik Deutschland wurde er Anfang der 1950er Jahre als Gedenktag für die Opfer der beiden Weltkriege und des Nationalsozialismus neu eingeführt. Er findet seitdem zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt.