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Viele Töne gegen den Hass

„Musikalisch-politisches Manifest“ in der Detmolder Christuskirche

DETMOLD – Ein breites Bündnis hat im Konzert „Viele Töne gegen den Hass“ ein eindrucksvolles Zeichen gegen den Rechtsruck und die ansteigende soziale Kälte gesetzt. Mehr als vier Stunden haben 17 Musikgruppen und Einzelkünstler ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt und sich mit Poetry-Slam, Klassik, Jazz und Weltmusik für eine vielfältige, tolerante Gesellschaft und Solidarität mit Geflüchteten engagiert. Musikbeiträge und politische Statements reichten sich im musikalisch-politischen Manifest die Hand.
„Es ist kalt geworden in Deutschland“ begrüßte Flüchtlingspfarrer Dieter Bökemeier die Gäste. Hass und Hetze würden immer salonfähiger, Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit bewusst geschürt. Die Entsolidarisierung gegenüber Geflüchteten habe zugenommen. Aber es sei sehr ermutigend, so viele Menschen zu sehen, die sich in Lippe für ein weltoffenes und humanes Miteinander engagierten.
Der Posaunenchor Detmold-West eröffnete das Konzert von der Empore aus. Daniel Wahren begleitete am Flügel Vanessa Kautz und Opernsänger Christian Akoa aus Kamerun. Als Einspruch gegen latenten Rassismus, den er als Schwarzer in Deutschland verspüre, brachte er klangvoll mit „What a Wonderful World“ zu Gehör.
Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold und emeritierter Klavierprofessor, warnte vor anwachsendem Antisemitismus. Hass münde immer in Gewalt. Die AfD spalte die Gesellschaft. Gauland verharmlose die Zeit des Nationalsozialismus  und Höcke verunglimpfe Holocaustgedenkstätten.
Am Flügel ließ Kellig ein Werk des israelischen Komponisten Ben Zion Orgad mit dem Adagio d-Moll von Marcello zusammenfließen und zeigte, wie sich Musikstile verschiedener Kulturen und Jahrhunderte beeindruckend befruchten.
Poetry-Slammer Marc Schuster sorgte für Humor mit der Anekdote über seine Katze, die keine Wörter mit „SS“ wie Hass mag. Johanna Gramlich von der Flüchtlingshilfe Lippe verdeutlichte die Situation asylsuchender Frauen, die aus Balkanländern geflüchtet seien, nachdem sie in ihrer Heimat wie Handelsware behandelt würden. Aber selbst aus Krankenhäusern und der geschlossenen Psychiatrie würden heute Menschen aus Deutschland abgeschoben.
Zahlreiche weitere Musik- und Textbeiträge setzten sich mit Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit auseinander. Das Publikum bedachte sie mit viel Applaus und trug durch eine Kollekte zur Finanzierung der Sachkosten des Konzertes bei. Auf eine Gage hatten alle Künstler verzichtet.
„Nach diesem Abend bin ich sehr ermutigt“, fasste Bökemeier seinen Dank an alle Mitwirkenden und die vielen Besucher am Ende zusammen. „Lasst uns verabreden, in Zukunft, wann immer nötig, gemeinsam gegen Hass und Menschenverachtung aufzustehen.“ UK