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Vater von Brokstedt-Opfer fordert konsequentere Abschiebepolitik

Die Ankündigungen von Politikern nach dem Messeranschlag von Solingen, „jetzt mit aller Härte“ durchgreifen zu wollen, hält der Vater der in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg getöteten Ann-Marie, Michael Kyrath (49), für hohle Worte. Politiker führten „stets dieselben Theaterstücke“ auf, „in vier, acht oder 16 Wochen werden wir dasselbe wieder hören wie nach Mannheim oder Solingen“, sagte Kyrath dem „Hamburger Abendblatt“ (Freitag-Ausgabe). „Um die Kontrolle wiederzuerlangen“, forderte er „knallharte Schritte“, dazu zählten eine deutlich konsequentere Abschiebepolitik und die vorübergehende Schließung aller Grenzen. Von Waffenverbotszonen halte er nichts.

Beim „Fest der Vielfalt“ in Solingen hatte ein Attentäter am vergangenen Freitagabend (23. August) drei Menschen erstochen. Mutmaßlicher Täter ist der inhaftierte 26-jährige Syrer Issa Al H., der Anfang 2023 als Asylbewerber nach Deutschland kam. Bei der Messerattacke am 25. Januar 2023 im Regionalzug Kiel-Hamburg wurden Kyraths 17-jährige Tochter und deren 19-jähriger Freund in Brokstedt (Schleswig-Holstein) mit Messerstichen getötet. Das Landgericht Itzehoe verurteilte den staatenlosen Palästinenser Ibrahim A. zu lebenslanger Haft und stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Am 31. Mai griff ein 25-jähriger Afghane auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere Menschen mit einem Messer an. Ein 29-jähriger Polizist, der eingreifen wollte, erlitt Stiche im Kopfbereich und starb zwei Tage später an den Verletzungen.

Bislang habe sich nach den Verbrechen nichts oder zu wenig getan, erklärte Kyrath gegenüber Zeitung. Er befürchte in absehbarer Zeit den nächsten Messerangriff. Wer seinen Schutzstatus verliere, müsse abgeschoben werden, auch wenn ihm in der Heimat politische Verfolgung drohe. „Die Menschen, die hier leben, müssen wir beschützen.“

Ein Waffenverbot sei „noch nicht einmal ein Placebo zur Beruhigung der Bevölkerung“, befand Kyrath gegenüber dem „Abendblatt“. „Niemand, der mit einem Messer in der Tasche und der Absicht zu töten losgeht, lässt sich von einem Waffenverbotsschild aufhalten.“