Herabsetzende Äußerungen zu Herkunft, Geschlecht, Aussehen oder Religion: Erfahrungen mit Hassrede sind zunehmend Teil des Schulalltags. Dabei finden die Ausgrenzungen nicht nur online statt, so eine Studie.
60 Prozent der Kinder haben innerhalb eines Jahres an ihrer Schule “Hate speech” beobachtet. Das geht aus einer Studie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) hervor, die am Dienstag beim Online-Fachtag “Hate speech an Schulen” vorgestellt wurde. Befragt wurden zwischen 2018 und 2023 rund 2.000 Schülerinnen und Schüler in Berlin und Brandenburg. 27 Prozent gaben an, selbst innerhalb von zwölf Monaten schon einmal Ziel von “Hate speech” geworden zu sein.
Mädchen beobachteten die Hassrede dabei häufiger und wurden häufiger Opfer, während Jungen häufiger Täter waren, sagte Ludwig Bilz, Leiter des Fachgebietes Pädagogische Psychologie in Gesundheitsberufen an der BTU. “Es ist kein reines Online-Phänomen, sondern findet im Schulalltag auch analog statt”, sagte er. Offline äußere es sich etwa durch beleidigende Witze über die Herkunft, das Aussehen, das Geschlecht oder die Religion. Neben sprachlicher Diskriminierung gebe es auch Graffitis, die die Mitschülerinnen und Mitschüler in Bezug auf Gruppenzugehörigkeit herabsetzen sollten.
Durch “Hate speech” erhöhe sich demnach das Risiko psychischer Belastung, das Risiko für Schulabsentismus oder dass man selbst Täter werde. “Es beeinträchtigt das Vertrauen in andere Menschen und kann politische Radikalisierung begünstigen”, sagte Bilz.
Die herabsetzenden Äußerungen fanden dabei öfter online als offline statt. Mehrmals pro Woche beobachteten 13,4 Prozent der Befragten offline entsprechende Äußerungen. 20,4 Prozent registrierten dies online.
Studien zeigten, dass “Hate speech” für das Zusammenleben in der Schule und für die Gesellschaft insgesamt mit negativen Folgen einhergehen könne. “Gräben werden vertieft”, so Bilz.
Bisher gebe es wenig Forschung zu entsprechenden Präventionsprogrammen an Schulen und ein “überschaubares” Angebot an Trainings gegen “Hate speech”, sagte Diplom-Psychologin Julia Kansok-Dusche, die die Qualitätsanforderungen von Anti-Hatespeech-Programmen untersucht hat. Sinnvoll sei etwa, bei solchen Trainings Betroffene einzuladen; das hätten sich mehrere der befragten Schüler gewünscht. Zudem müsse klar definiert werden, was “Hate speech” sei und was diese für Folgen haben könne.