Der Krieg im Iran hat die Lage der Menschen im Gazastreifen in den Hintergrund gerückt. Die Tragödie gehe aber weiter, so der Chef des Palästinenserhilfswerks. Kanzler Merz betont das Recht Israels auf Verteidigung.
Der Chef des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, drängt auf mehr Unterstützung für die Menschen im Gazastreifen. Die Situation dort sei weiterhin katastrophal, so Lazzarini am Dienstag in Berlin. Es sei weiterhin schwierig, humanitäre Hilfe in die Region zu bringen und den Menschen zu helfen. Tausende Lastwagen warteten darauf, in den Gazastreifen zu kommen. Darüber hinaus behindere Treibstoffmangel wichtige Versorgungsleistungen im Gesundheitsbereich und bei der Trinkwasserversorgung. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fordert einen humanitären Umgang mit den Menschen.
Das Hilfswerk selbst sei dringend auf Unterstützung angewiesen, erklärte Lazzarini weiter. Die Anschuldigungen Israels hätten die Reputation von UNRWA beschädigt, dies mache sich auch durch ausbleibende Unterstützung bemerkbar. Könne UNRWA die Menschen nicht ausreichend unterstützen, vergrößere sich die Not. Dies könne auch zu Unruhen in den Nachbarländern führen, warnte Lazzarini.
Nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 hatte die israelische Regierung dem Hilfswerk vorgeworfen, dass Mitarbeiter an der Terrorattacke beteiligt gewesen sein sollen. Auch Deutschland hatte die Zahlungen zeitweise ausgesetzt. In der Folge war beschuldigten Mitarbeitern mit sofortiger Wirkung gekündigt worden. Weitere Anschuldigungen der israelischen Regierung konnten bislang nicht bewiesen werden. Zugleich kritisierte Lazzarini die von den USA unterstützte “Gaza Humanitarian Foundation”. Diese würdige verzweifelte Menschen herab. Sie koste mehr Leben, als dass sie Leben rette.
Seit Beginn des durch den Hamas-Angriff ausgelösten Krieges sind nach Angaben von UNRWA etwa 90 Prozent der Bevölkerung zur Flucht aus ihren Häusern gezwungen worden. “Einige wurden bereits zehn Mal oder öfter vertrieben”, so das Hilfswerk.
Bei dem Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel waren etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden im anhaltenden Krieg bereits mehr als 54.000 Palästinenser getötet.
In seiner Regierungserklärung im Bundestag mahnte auch Kanzler Merz erneut einen menschenwürdigen Umgang mit den Menschen im Gazastreifen an – “besonders mit Frauen, Kindern und älteren Menschen”. Es sei nun auch der geeignete Zeitpunkt, für diese Region einen Waffenstillstand zu schließen. “Der Moment ist nun gekommen”, so Merz. Zugleich betonte er auch mit Blick auf den Krieg im Iran, Israel habe ein Recht darauf, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen. “Ohne den Iran wäre der 7. Oktober 2023 nicht möglich gewesen”, so der Bundeskanzler. Das Land unterstütze die Terrororganisationen Hamas, die libanesische Hisbollah und die Huthi-Miliz im Jemen.