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Unicef: Kinder leiden in deutschen Sammelunterkünften

Flüchtlingsunterkünfte sind in Deutschland laut Unicef nicht kindgerecht. Geflüchtete Familien mit Kindern sollten daher umgehend in dezentralen Wohnungen untergebracht werden.

Unicef: Das Leben von Kindern in Flüchtlingsunterkünften muss grundlegend verbessert werden
Unicef: Das Leben von Kindern in Flüchtlingsunterkünften muss grundlegend verbessert werdenImago / Le Pictorium

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef ruft dazu auf, die Lebensbedingungen geflüchteter Kinder und Jugendlicher in Gemeinschaftsunterkünften zu verbessern. Beobachtungen und Interviews in vier Sammelunterkünften hätten gezeigt, dass die Umstände nicht immer kindgerecht seien und auch zu wenig systematisch überprüft würden, heißt es vorab zu einem Bericht, der in Berlin vorgestellt werden soll.

Sammelunterkünfte sind keine Orte für Kinder

Viele Mädchen und Jungen lebten über Jahre in Sammelunterkünften für Geflüchtete ohne geeignete Kontakte zur Außenwelt, kritisiert Unicef darin. Vor allem beengte Wohnverhältnisse, fehlende Privatsphäre sowie hygienische Bedingungen würden von vielen als belastend empfunden. Außerdem hätten Kinder und Jugendliche über Gewalt und Diskriminierung im Alltag geklagt. Darüber hinaus hätten viele keinen Zugang zu den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, und es fehle ihnen an sozialen Kontakten – gerade auch außerhalb der Unterkunft.

Den Bericht mit dem Titel “Das ist nicht das Leben” bezeichnet Unicef als nicht repräsentative Studie des Heidelberger Sinus-Instituts im Auftrag von Unicef Deutschland und dem Deutschen Institut für Menschenrechte (DIM). Grundlage sei eine qualitative Befragung von 50 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren an vier Standorten in Nord, Süd, West und Ost.

Kinder benötigen Zugang zu Kita und Schule

Mit diesem Befund bleibe Deutschland hinter den Verpflichtungen der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen zurück, kritisieren Unicef und DIM. Unter anderem würden die Rechte auf Gleichbehandlung, Gesundheit, Bildung, Freizeit, gewaltfreie Erziehung und Privatsphäre vernachlässigt.

Länder und Kommunen sollten Geflüchtete so schnell wie möglich aus Sammelunterkünften herausnehmen und in dezentralen Wohnungen unterbringen. Spätestens nach drei Monaten sollten Kinder Zugang zu Kita, Schule und Ausbildung erhalten. Zudem bräuchten sie einfacheren Zugang zu Ärzten, Psychologen und Beschwerdestellen.