Zwischen Himmel und Erde, zwischen Ankunft und Abflug. Der Hamburger Flughafen war 25 Jahre lang der Arbeitsplatz von Pastor Björn Kranefuß. „Es war die beste berufliche Zeit meines Lebens, die ich je hatte“, sagt der erste Flughafenpastor Hamburgs. An anderen größeren Flughäfen wie München und Frankfurt gab es dieses Amt bereits. „Ich bin hier damals auf eine unbekannte Welt gestoßen“, erinnert sich der 66-Jährige, der jetzt in den Ruhestand geht. Am 1. Oktober übernimmt Christina Stemmann (46) seinen Posten.
Dass Kirche an so einen weltlichen Ort wie einen Flughafen passt, war für Kranefuß klar: „Hier findet Aufbruch statt, hier findet die Moderne statt, hier ist Verheißung und Paradies. Träume werden Wirklichkeit.“ Da seien ganz viele theologische Themen in säkularisierter Form vorhanden gewesen. „Und auch mit dem Anspruch, so eine Kathedrale hier zu sein, in der die Träume der Menschheit lebendig sind.“
Der Flughafen – eine Welt für sich
Als Kranefuß vor 25 Jahren am Flughafen seinen Dienst antrat, kannte er den Airport nur als normaler Reisender. Erst mit seiner Tätigkeit als Seelsorger am Flughafen entdeckte er Hintergründe. Er erkannte, dass der Flughafen „so eine eigene Welt ist“. Seine Aufgaben hätten sich über die Jahre entwickelt.
Neben der Einrichtung eines Andachtsraums hatte der Seelsorger für Reisende und Mitarbeitende immer ein offenes Ohr. Der Pastor war in Krankheits- und Todesfällen oder bei seelischen Krisen von Fluggästen zur Stelle. Gerne erinnert er sich auch an Reisesegen, Hochzeiten, die Gründung eines Chores und viele wertvolle Begegnungen und Gespräche mit Menschen über ihre Wünsche und Erlebnisse beim Reisen. Bei seiner Arbeit zwischen Himmel und Erde habe er viel Neues über sich, über das Leben und die Welt gelernt.
Seelsorge im Wandel
Ebenso wie um die Fluggäste kümmerte er sich um Airport-Mitarbeitende. „Mit 15.000 Personen sind wir eine kleine Stadt“, sagt Kranefuß, der für die große Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen vom Flughafen besonders dankbar ist.
In seinen 25 Jahren hat der Seelsorger großen Wandel miterlebt. „Als ich im September 2000 begann, stand das Fliegen für die große weite Welt. Die Anschläge von 9/11 waren eine Zäsur für den Flugverkehr, durch die neuen Sicherheitsvorkehrungen hat sich auch Fuhlsbüttel verändern müssen“, erinnert sich der Seelsorger.
Björn Kranefuß liebte die Stimmung am Flughafen
In den vergangenen Jahren sei das Thema Obdachlosigkeit immer präsenter geworden. „Auch dabei hat sich eine sehr gute und vertrauensvolle Kooperation ergeben, die ganz vieles möglich macht“, sagt Kranefuß. Er ist für die Menschen da, die betroffen sind, hat aber auch die Interessen des Flughafens im Blick. „Das heißt, da arbeite ich ganz vertrauensvoll mit der Polizei und der Security zusammen.“
Vor allem eines hat der Pastor an seinem Job sehr geschätzt: die unendlichen Weiten. „Ich habe diesen Raum morgens geliebt. Und auch abends ist hier eine tolle Stimmung am Flughafen. Weihnachten ist auch noch mal ganz speziell“, beschreibt er die Atmosphäre. „Und von dieser habe ich mich sehr genährt, auch seelisch. Deswegen komme ich gerne hierher.“ Am 16. September zum letzten Mal als Flughafenpastor.
