Das Jahr 2023 wird voraussichtlich das wärmste seit der Aufzeichnung von Wetterdaten. Wie die Wetterorganisation der Vereinten Nationen (WMO) zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Dubai am Donnerstag mitteilte, zeigten die Daten bis Oktober einen Anstieg um 1,40 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Für 2024 rechnen die Wissenschaftler mit noch höheren Temperaturen.
Der Abstand zu den bislang wärmsten Jahren 2016 und 2020 sei bereits nach den vorliegenden Messwerten so groß, dass sich an der Rangfolge kaum etwas ändern werde, heißt es in dem vorläufigen Weltklimabericht. Die vergangenen neun Jahre waren demnach die wärmsten in der 174-jährigen Beobachtungsgeschichte. Die Erwartung eines weiteren Rekords im kommenden Jahr stützte die WMO auf das Klimaphänomen El Nino, das üblicherweise zeitversetzt einen Temperaturanstieg nach sich zieht und im Frühjahr und Sommer 2023 auf der Nordhalbkugel auftrat.
Treibhausgaswerte, globale Temperaturen, der Anstieg der Meeresspiegel und Schmelze des Meereises in der Antarktis seien auf Rekordniveau, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Er sprach von einer “ohrenbetäubenden Kakophonie gebrochener Rekorde”.
Dies seien “mehr als nur Statistiken”, sagte Taalas. “Wir drohen den Wettlauf um die Rettung unserer Gletscher und die Begrenzung des Meeresanstiegs zu verlieren.” Eine Rückkehr zum Klima des 20. Jahrhunderts bewertete der WMO-Chef als ausgeschlossen. Man müsse “jetzt handeln, um die Risiken eines zunehmend unwirtlichen Klimas in diesem und den kommenden Jahrhunderten zu begrenzen”.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte eine Verdreifachung des Angebots erneuerbarer Energien und eine Verdoppelung der Energieeffizienz sowie einen umgehenden Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Der Bericht zeige, “dass wir in tiefen Schwierigkeiten stecken”, sagte er in einer Videobotschaft an die Klimakonferenz.
Die reichen Staaten müssten ihre Finanzierungszusagen von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr einhalten und darlegen, wie sie ihren Beitrag für die Klimafolgen-Anpassung bis 2025 verdoppeln wollten, verlangte Guterres. Es gehe jetzt um einen “Wettlauf, um die 1,5-Grad-Grenze am Leben zu halten” und und das schlimmste Klimachaos zu vermeiden.
Der vorläufige WMO-Bericht “State of the Global Climate” dient als Grundlage für die Verhandlungen auf der Klimakonferenz COP28 in Dubai. Die endgültige Fassung wird im ersten Halbjahr 2024 veröffentlicht.
Die globale mittlere Oberflächentemperatur lag dem Bericht nach im Jahr 2023 (bis Oktober) etwa 1,40 Grad über dem Durchschnitt von 1850 bis 1900 (mit einer Schwankung von 0,12 Grad nach oben oder unten). Die bislang höchsten errechneten Werte gab es 2016 mit 1,29 Grad (+/- 0,12 Grad) und 2020 mit 1,27 Grad (+/- 0,13 Grad).