Der Bedarf an humanitären Leistungen im Gazastreifen und anderen israelisch besetzten Gebieten bleibt hoch. Die anhaltende Gewalt hat die Krisenfestigkeit der Gesellschaft geschwächt.
Die Vereinten Nationen haben für Hilfsprogramme im Gazastreifen und den besetzten Palästinensergebieten einen Hilfsappell über 4,06 Milliarden US-Dollar (3,45 Milliarden Euro) gestartet. Damit wolle man im kommenden Jahr 2,97 Millionen Menschen erreichen, teilte das Koordinierungsbüro für humanitäre Hilfe (OCHA) in New York am Dienstag mit. Vergangenes Jahr lag der Appell in etwa der gleichen Höhe.
Umfang und Schwere von Tod, Verwüstung und extremer Entbehrung im Gazastreifen hätten zu tiefem menschlichen Leid und humanitärer Not geführt, hieß es zur Begründung. Im Westjordanland führten Zerstörungen, israelische Militäroperationen, Siedlergewalt und Bewegungsbeschränkungen zu Vertreibung und vielfachen Hilfsbedürfnissen. Schwindende Fähigkeiten der palästinensischen Gesellschaft, auf Krisen zu reagieren, verstärkten den humanitären Bedarf in allen Bereichen.
OCHA verlangte erneut sicheren und ungehinderten Zugang für Helfer in die Krisengebiete. Ausdrücklich mahnte das UN-Büro die Wiederzulassung des Palästinenser-Hilfswerks UNRWA und internationaler Organisationen an, gegen die der Staat Israel Restriktionen verhängt hatte. Gleicherweise müssten israelische Behörden erlauben, dass Hilfsgüter im erforderlichen Umfang und verlässlich durch die Grenzübergänge in den Gazastreifen gebracht werden könnten.
Der Gazastreifen blieb den Angaben zufolge auch im vergangenen Jahr der weltweit gefährlichste Platz für humanitäre Helfer. Von Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 bis Anfang Dezember wurden demnach 578 getötet, darunter 387 UN-Mitarbeiter. Im besetzten Westjordanland kamen laut OCHA von Oktober 2023 bis Ende Oktober 2025 über 1.000 Palästinenser gewaltsam durch israelische Soldaten und Siedler ums Leben, die höchste Zahl in gut zwei Jahrzehnten. Im gleichen Zeitraum starben 41 Israelis durch Palästinenser im Westjordanland.