Die weltweiten Süßwasserreserven sind im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Im fünften Jahr in Folge lag der Wasserstand in Seen, Flüssen und Wasserspeichern um den ganzen Globus teilweise deutlich unter dem Normalniveau, wie aus dem in Genf veröffentlichten Bericht zu den Weltwasserressourcen der Weltorganisation für Meteorologie hervorgeht. In großen und wichtigen Flussgebieten wie dem nordamerikanischen Mississippi- und dem südamerikanischen Amazonasbecken hätten die Wasserstände sogar rekordverdächtig niedrig gelegen.
Mit 1,45 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau sei 2023 nicht nur das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sondern auch das trockenste der vergangenen 33 Jahre gewesen, erklärte dazu der Geograf Robert Reinecke. Der Wissenschaftler der Uni Mainz hat den Angaben zufolge am Bericht mitgewirkt.
Teils rekordverdächtige Überschwemmungen in Italien
Besonders besorgniserregend ist laut Reinecke ferner das Abschmelzen von Gletschermasse im vergangenen Jahr – dieses beziffert der Bericht auf 600 Gigatonnen Wasser. “Das ist der größte Verlust der vergangenen fünf Dekaden”, so der Mainzer Wissenschaftler.
Gleichzeitig habe es in manchen Regionen der Welt, etwa in China und Zentralafrika aber auch in Italien teils rekordverdächtige Überschwemmungen gegeben. Die Meteorologen führen diesen Gegensatz von Trockenheit und Überflutung auf den Klimawandel zurück, durch den der Wasserkreislauf gestört werde. “Entweder zu trocken oder zu feucht, beides ist nicht gut”, betonte Reinecke. “Leider ist zu erwarten, dass wir beide Extreme mit weltweit steigenden Temperaturen noch häufiger erleben werden.” Für das laufende Jahr sei aber durch die konstanten Regenfälle zumindest in Zentraleuropa mit einer leichten Erholung des Grundwasserspiegels zu rechnen.
Die den UN angeschlossene Weltorganisation für Meteorologie hat die Erhebung demnach zum dritten Mal durchgeführt. Dabei seien diesmal noch umfangreicher Daten erhoben worden. Die Organisation warnt davor, dass ein weiterer Rückgang der Wasserreserven ganze Landwirtschafts- und Ökosysteme sowie das Leben der Menschen in den betroffenen Regionen bedrohe. Schon 3,7 Milliarden Menschen seien aktuell bereits von der Wasserknappheit betroffen, bis zum Jahr 2050 könnten es rund fünf Milliarden werden. Die UN-Organisation fordert, die weltweite Überwachung der Gewässer auszubauen sowie stärker in Warnsysteme für Dürren wie Überschwemmungen zu investieren.