Ost und Gemüse künftig steuerfrei? Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet laut einer Umfrage politische Anreize für eine gesündere Ernährung. Was Verbraucherschützer nun von der neuen Bundesregierung fordern.
Eine überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland würde laut einer aktuellen Umfrage Vorgaben der Politik für eine gesündere Ernährung begrüßen. Neun von zehn Befragten finden es etwa sehr oder eher sinnvoll, die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte abzuschaffen, wie aus einer am Dienstag vorgestellten Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands hervorgeht. Ein ähnlich hoher Prozentsatz spreche sich für strengere Werbebeschränkungen für Produkte mit viel Fett, Zucker und Salz zum Schutz von Kindern aus. Verbraucherorganisationen sehen sich dadurch in ihren Forderungen bestätigt.
Demnach befürworten rund 80 Prozent der Befragten eine Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke, eine sogenannte Limo-Steuer. So sollten Hersteller motiviert werden, den Zuckergehalt zu reduzieren. Zugleich finden es laut Befragung viele Menschen schwierig, sich im Alltag gesund zu ernähren. Gründe sind demnach steigende Kosten. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass ihnen gesunde Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse oftmals zu teuer seien.
Mehr als vier von zehn Menschen (44 Prozent) berichteten, dass sie sich aufgrund gestiegener Lebensmittelpreise beim Kauf gesunder Lebensmittel oft einschränken müssten. Gut zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten gab demnach an, mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 2.000 Euro auskommen zu müssen. Für die Untersuchung wurden den Angaben zufolge Ende des vergangenen Jahres 1.001 Personen befragt.
Die Bundesregierung müsse deshalb Maßnahmen ergreifen, damit eine gesunde Ernährung nicht an den Kosten scheitere, so der Bundesverband. Verbraucher erwarteten von der Politik, dass sie gesunde Ernährung gezielt fördere – “durch bessere Rahmenbedingungen, faire Preise und klare Informationen”. Die Bundesregierung müsse etwa die Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte abschaffen und sicherstellen, dass alle Kinder und Jugendliche über eine beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung jeden Tag gesund essen könnten.
Die Verbraucherorganisation foodwatch sieht in der Umfrage einen direkten Arbeitsauftrag an den neuen Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU). Ihm werfen die Verbraucherschützer vor, den Lebensmittelkonzernen nicht entschieden genug entgegenzutreten. “Die Menschen in Deutschland sind der Politik längst voraus”, so Luise Molling von foodwatch. “Junkfood-Werbeschranken, Limo-Steuer, verpflichtender Nutri-Score und Null-Prozent-Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse stehen bei Alois Rainer auf der to-do-Liste.”